In der letzten UZ-Ausgabe bin ich über den Artikel „Einigkeit und Kooperation sind der Schlüssel“ von Liu Yumeng gestolpert. Ich habe mich gefragt, welchen Adressaten die Autorin vor sich hatte, als sie den Artikel schrieb, als sie an die Kooperation der deutschen Kapitalistenklasse mit China appellierte? („Die Zusammenarbeit Chinas und Deutschlands kann für beide Seiten nur von Vorteil sein“; „Die einander ergänzenden Stärken Chinas und Deutschlands werden in Zukunft noch breitere Kooperationsmöglichkeiten eröffnen“) Wenn von einer „Win-Win-Kooperation“ die Rede ist, frage ich mich: für wen? Für die von Sozialabbau betroffene und durch einen Weltkrieg bedrohte deutsche Arbeiterklasse wohl eher nicht.
Auch Forderungen nach Freihandel oder nach reibungslosen Lieferketten können nicht unsere Forderungen sein. Ebenso wenig wird das imperialistische Deutschland für „Sicherheit und Stabilität“ in der Welt einstehen, „gemeinsam Hoffnung in eine verwirrte Welt bringen“ oder etwas gegen die Ausbeutung von Mensch und Umwelt unternehmen. Deshalb ist die Einschätzung, Deutschland sei „weltweit eines der aktivsten Länder bei der Umsetzung der Energiewende und setzt sich für die Integration von technologischer Innovation und grünem Umweltschutz ein“, ohne Kontext für den Leser nicht nachvollziehbar und so schlichtweg falsch.
Generell fehlt dem Text vor allem etwas, was sonst in vielen UZ-Artikeln vorhanden ist: eine klare Haltung für die Arbeiterklasse. Wäre dieser Text in Zeitungen wie dem „Handelsblatt“ abgedruckt worden, wäre er Teil einer diplomatischen Strategie der Autorin, hätte man ihm in irgendeiner Form etwas abgewinnen können. Ohne jegliche Einordnung führt dieser Text aber mindestens zu großen Verwirrungen bei den Lesenden und schlimmstenfalls zu inhaltlichen Fehleinschätzungen.