„Ich werde nicht still werden, sondern lauter. Wenn sie stark sind, müssen wir noch stärker werden!“ Mit diesen kämpferischen Worten forderte Dienstag vergangener Woche eine Pflegekraft ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter dazu auf, trotz Einschüchterungsversuchen und Lügen den Kampf um Entlastung in den Krankenhäusern mit allen Kräften zu führen. Nachdem Romana Knesevic, Krankenpflegerin und verdi-Betriebsrätin des AK St. Georg, die Zustände in den Hamburger Krankenhäusern öffentlich beklagt hatte und ihr Arbeitgeber ihr die Kündigung aussprach, haben sie und die Hamburger Krankenhausbewegung eine Welle der Solidarität erreicht.
Zwei Wochen lang standen Kolleginnen und Kollegen aus vielen verschiedenen Krankenhäusern bei Wind und Wetter mit einer Mahnwache vor dem Krankenhaus. Dort konnten persönliche Gespräche mit Beschäftigten und Anwohnern geführt werden. Ebenso war es ein wichtiger Anlaufpunkt für praktische Solidarität. So hat der Anwohnerverein St. Georg täglich für warme Getränke gesorgt und bei Bedarf Toiletten zur Verfügung gestellt. Vor allem gelang es dadurch, in Kontakt zu treten und über Erfahrungen und notwendige Änderungen zu sprechen.
Gleichzeitig nahm auch die Online-Petition „Handeln statt Klagen“ richtig an Fahrt auf. Bis Dienstag vergangener Woche haben bereits 10.000 Menschen für die Rücknahme von Romanas Kündigung und bessere Bedingungen im Krankenhaus unterschrieben. Am 31. Januar zeigten etwa 200 Hamburgerinnen und Hamburger ihre Solidarität auf dem Rathausmarkt und forderten Asklepios, aber auch die Stadt Hamburg auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und die gefährlichen Zustände in den Krankenhäusern zu beseitigen anstatt sie zu verschleiern.
Zum Gütetermin vor Gericht am folgenden Tag zeigten 100 Leute Romana in dieser schwierigen Situation ihre Solidarität. Die Kündigung sei nicht nur ein Angriff auf sie, sondern auf uns alle, war die Meinung der Kolleginnen und Kollegen, die seit Jahren durch Gefährdungsanzeigen auf die von Romana beschriebenen Zustände aufmerksam machen. Vor Gericht wurde Romana nochmals die „Möglichkeit“ gegeben, ihre Aussage zu widerrufen und zu einer außergerichtlichen Einigung zu gelangen. Sie bleibt aber bei ihrer Aussage. Ein starkes Zeichen für ihre Stärke und die Stärke der Solidarität, welche sich unter anderem durch über 35 Solidaritätserklärungen aus vor allem gewerkschaftlichen Gruppen äußert.
Am 2. Februar nahmen 160 Hamburger und Hamburgerinnen an einer Zoom-Konferenz unter dem Motto „Hamburg verhandelt mit“ teil, um zu erfahren, wie es nun weitergeht und was sie tun können, um die Beschäftigten zu unterstützen. Darin wurden sie nicht nur über die Verhandlung informiert, sondern erhielten einen Einblick in die Realität in den Krankenhäusern. Sie erfuhren anschaulich, wie Unterstützung aussehen kann und wurden ganz konkret gefragt, ob sie Hand in Hand für eine Veränderung in den Krankenhäusern zusammenstehen und aktiv werden möchten. Wie ein Kollege aus der „Hochbahn“ formulierte: Der Einblick in Krankenhäuser sei ein öffentliches Interesse.
Es wurde ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur Asklepios zum Handeln aufgefordert werden muss, sondern auch die Regierung und die Behörde, welche ihre Aufgabe der Kontrolle wahrnehmen sollen. Dafür soll es nun E-Mails regnen, von Beschäftigten, Angehörigen, Patienten, Nachbarn, Menschen, welche ihr Leben lang von Romana und ihren Kollegen und Kollegen begleitet werden, von der Geburt bis zum Tod. Sie sollen die Rücknahme der Kündigung fordern, das sofortige Aufstocken von Reinigungs- und Servicepersonal sowie den Austausch mit den Beschäftigten.
Im Mai findet der erste Verhandlungstag zur Kündigung statt, genug Zeit, um diese zurückzunehmen, genug Zeit um die Solidarität zu vervielfachen, genug Zeit für jeden Einzelnen, das zu seinem eigenen Thema zu machen. Die Entlastung der Krankenhausbeschäftigten ist und bleibt Ziel, und wird dieses Jahr auf jeden Fall auch in Hamburg aktiv angegangen. Nicht zuletzt wird die dafür notwendige Stärke, durch das schändliche Verhalten Asklepios Romanas standhaftes Verhalten und die daraus entstandene Wut und Solidarität so vieler erreicht.