In der jüngsten UZ wurden zwei Beiträge veröffentlicht, die ich als langjähriger ehrenamtlicher IG-Metall-Funktionär und Betriebsratsvorsitzender nur kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen kann. Zum einen äußert sich Christa Hourani zum Tarifkampf in der Metall- und Elektroindustrie, zum anderen Bernd Fierer zur Strategiekonferenz der „Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften“. Aus Platzgründen möchte ich lediglich kurz auf den letztgenannten Beitrag eingehen.
Ja, Kritik am sozialpartnerschaftlichen Verhalten ist durchaus angebracht, aber nicht völlig neu. Wer aktiv in den Gewerkschaften arbeitet kennt allerdings die Möglichkeiten und auch die Grenzen, klassenkämpferische Positionen einzubringen. Pauschale Belehrungen, welche Positionen Gewerkschaften „eigentlich“ vertreten müssten, helfen da nicht weiter. Leicht skurril wird es in Fierers Beitrag mit der Aussage, dass „die undemokratische Gewerkschaftsbürokratie die kämpferische Basis“ abwürge und der „überbezahlte hauptamtliche Apparat sowie auch ehrenamtliche Tarifkommissionsmitglieder nicht abwählbar“ seien. Gefordert wird die „Demokratisierung gewerkschaftlicher Strukturen“. Eine interessante Sichtweise. Mir selbst sind jede Menge Betriebe bekannt, in denen Gewerkschaften kein Zutrittsrecht haben, in denen Betriebsratswahlen verhindert und aktive Gewerkschafter schikaniert werden. Ich würde es für sinnvoller halten, für mehr Mitbestimmung und Demokratie im Betrieb zu kämpfen, statt sich an vermeintlichen Demokratiedefiziten der Gewerkschaften abzuarbeiten.
Der kommende DKP-Parteitag soll uns ja näher „an die Klasse“ heranbringen. Wenn Beiträge wie die beiden genannten der gewerkschaftspolitische Background dazu sein sollen, sind wir als DKP noch weiter „weg von der Klasse“.