Deng Yingchao, geboren am 4. Februar 1904, war eine bedeutende chinesische proletarische Revolutionärin, Politikerin, Sozialaktivistin und überzeugte Marxistin. Bekannt wurde sie auch als Ehefrau von Zhou Enlai, dem ersten Ministerpräsidenten des neuen China. Als herausragende Vertreterin der chinesischen Frauen genießt Deng in China hohes Ansehen und noch heute erinnert sich die chinesische Öffentlichkeit mit Ehrfurcht an ihre herausragenden Beiträge zur Revolution, zum Aufbau des Landes und zur Frauenbewegung.
Frauenschulen
Im Jahr 1919 gründete Deng Yingchao die Patriotische Frauenvereinigung von Tianjin, einer Hafenstadt etwa 100 Kilometer südöstlich von Peking. Das Ziel war, die feudale Ehe und die Praxis des Füßebindens von Frauen infrage zu stellen, indem sie die Bildung von Frauen förderte, um ihnen ein Gefühl der Unabhängigkeit zu geben. Im April 1923 gründete Deng in Tianjin die „Gesellschaft des Frauensterns“, die sich der Rettung unterdrückter Frauen und der Verbreitung revolutionären Bewusstseins der Frauen widmete. Um mehr Frauen mit grundlegenden Lebenskompetenzen auszustatten, gründete sie im selben Jahr die „Erste Frauenschule des Frauensterns“, die sich besonders auf die Aufnahme von Frauen aus armen Familien konzentrierte. Ziel der Schule war es, „Frauen, die keine Bildungsmöglichkeiten hatten, zu unterstützen, ihnen allgemeines Wissen und grundlegende Fertigkeiten zu vermitteln, um ihre Selbstständigkeit zu ermöglichen“. Die Schule sollte zahlreiche Pionierinnen der Frauenbewegung hervorbringen.
Um die Frauenbefreiungsbewegung voranzutreiben und die breite weibliche Bevölkerung zu informieren, gründeten Deng und ihre Kolleginnen 1923 die „Women’s Daily“, die damals einzige Tageszeitung in China, die sich speziell mit Frauenfragen befasste. Zur selben Zeit wurde die Zeitschrift „Frauenstern“ ins Leben gerufen, die zehntägig erschien und sich ausführlich mit Themen der Frauenbefreiung befasste.
Deng wird Kommunistin
Deng Yingchao war der festen Überzeugung, dass die Wurzeln der Unterdrückung der chinesischen Frauen im Privateigentum und im Feudalismus lagen. In der langen Geschichte der feudalen chinesischen Gesellschaft trugen die Frauen die Hauptlast der Unterdrückung durch patriarchalische Traditionen, den Einfluss des Imperialismus und die Ausbeutung durch die lokalen Landlords und die sich herausbildende Kompradorenbourgeoisie. Dies führte dazu, dass die Frauen keinen unabhängigen Status hatten. Deng ermutigte die Frauen dazu, alle Fesseln abzuwerfen, mutig die Beschränkungen traditioneller Normen zu durchbrechen und sich aus den Abhängigkeiten der feudalen Ehe zu befreien. 1924 trat sie der Kommunistischen Jugendliga bei und wurde ein Jahr später in die Kommunistische Partei Chinas aufgenommen.
Im Juni 1925 koordinierte Deng vier Demonstrationen gegen die feudale Unterdrückung, für Freiheit und Demokratie und für die Emanzipation der Frauen. Diese Demonstrationen, an denen insgesamt 500.000 Menschen teilnahmen, hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Bewusstseins der Bevölkerung. Deng spielte eine wichtige Rolle in den antiimperialistischen, antifeudalen und Anti-Warlord-Bewegungen sowie bei landesweiten Streiks. Durch die bewusste Verflechtung der Arbeiter- und Frauenbewegungen leitete und mobilisierte sie Zehntausende von Hausfrauen, die sich aktiv an der gewaltigen Arbeiterbewegung beteiligten.
Politische Teilhabe von Frauen
Von 1925 bis 1933 – sie war noch keine 30 Jahre alt – wurde Deng Yingchao nacheinander Frauenministerin in Tianjin, Guangdong und Shanghai. Sie ermutigte die Frauen, sich aktiv an der antijapanischen nationalen Einheitsfront zu beteiligen. Deng knüpfte Kontakte in verschiedenen Bereichen, rettete Kinder aus Kriegsgebieten, suchte nach Waisen gefallener Soldaten und mobilisierte Frauen, sich an der demokratischen politischen Bewegung zu beteiligen. Entgegen der damals weitverbreiteten Vorstellung, dass Frauen als tugendhafte Ehefrauen und Mütter zu Hause bleiben sollten, betonte sie unmissverständlich, dass soziale und nationale Befreiung grundlegende Voraussetzungen für die Emanzipation der Frau seien. Sie lehnte es ab, die Befreiung der Frau auf die Grenzen der Kleinfamilie zu beschränken und bekräftigte, dass Frauen eine dynamische Kraft für die Veränderung der Gesellschaft seien und eine unverzichtbare Rolle spielen.
Nationale Befreiung
Deng erkannte die entscheidende Rolle der Frauen beim Aufbau der antijapanischen nationalen Einheitsfront und beteiligte sich aktiv an der Ausarbeitung der „Richtlinien für die Mobilisierung der Frauen zur Teilnahme am Widerstandskrieg und am Aufbau der Nation“ im Mai 1938. Als Reaktion auf die Dringlichkeit des Krieges ging sie noch einen Schritt weiter und schlug die Einführung spezieller militärischer Ausbildungskurse für Frauen vor. Sie befürwortete die aktive Beteiligung von Frauen an „Selbstverteidigungskräften, militärischer Ausbildung und der Übernahme von Aufgaben in der Nachhut und im Dienst“.
Nach dem Ende des antijapanischen Krieges unterstützte Deng Yingchao aktiv die Landreformbewegung. Sie stellte fest, dass die Frauen auf dem Land im Allgemeinen mit Arbeit überlastet waren und schlug vor, dass die Verantwortlichen auf allen Ebenen die Arbeitskraft der Frauen im Lichte der tatsächlichen Situation sinnvoll nutzen sollten, um ihre körperliche Gesundheit und ihre grundlegenden Rechte und Interessen zu gewährleisten.
Noch vor der Gründung der Volksrepublik China fand in Peking der I. Nationale Chinesische Frauenkongress statt, der von Deng mitorganisiert worden war. Während des Kongresses erstattete sie einen umfassenden Bericht über „Die gegenwärtigen Richtlinien und Aufgaben der chinesischen Frauenbewegung“. Sie war fest davon überzeugt, dass die aktive Beteiligung der Frauen an der Politik entscheidend zur Lösung der Probleme der Frauen und zum Fortschritt der Frauenbefreiungsbewegung beitragen würde. Nachdrücklich ermutigte sie alle Analphabetinnen und weniger gebildeten weiblichen Kader, Lesen und Schreiben zu lernen, sich wissenschaftliche Kenntnisse anzueignen und ihr kulturelles Niveau schrittweise zu erhöhen. Gleichzeitig forderte sie die Kader mit mittlerer Bildung auf, sich intensiver mit dem Marxismus zu beschäftigen, um ihre Denkweise, ihr theoretisches Verständnis und ihre politische Kompetenz zu vertiefen.
Ehegesetz der VR China
Ein langjähriges Anliegen Dengs war es, das feudale Familiensystem abzuschaffen und ein demokratisches Ehegesetz zu entwickeln, das den nationalen Gegebenheiten entspricht und die Rechte der chinesischen Frauen wirksam schützt. In ihrer langjährigen revolutionären Praxis setzte sie sich nachdrücklich für die Förderung der Eheschließungsfreiheit und der Selbstbestimmung der Frau in der Ehe ein. Nach der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 leitete sie persönlich die Ausarbeitung des ersten Gesetzes des neuen Staates, des Ehegesetzes. Damit wurden die Eherechte der chinesischen Frauen auf eine solide rechtliche Grundlage gestellt.
Während der Ausarbeitung des Ehegesetzes entbrannte eine lebhafte Debatte über die Frage, ob zusätzliche Bedingungen für die „Scheidungsfreiheit“ eingeführt werden sollten. Deng war eine entschiedene Verfechterin des Prinzips der „bedingungslosen Scheidungsfreiheit“ und betonte, dass die Seite, die auf Scheidung bestehe, auch das Recht dazu haben müsse. Diese Überzeugung leitete sie aus der langen feudalen Geschichte Chinas ab, in der die Frauen die Hauptlast der Unterdrückung, insbesondere in der Ehe, trugen. Praktiken wie Frühehen, große Altersunterschiede bei der Eheschließung, Heiratshandel und arrangierte Ehen waren lange weitverbreitet und schränkten die Möglichkeiten der Frauen, sich scheiden zu lassen, häufig ein. Deng betonte daher die Notwendigkeit, Scheidungen zuzulassen, wenn eine Seite darauf bestehe, wobei sie sich auf die umfassenderen Interessen der Frauen konzentrierte. Sie befürchtete, dass zu viele Bedingungen für die Scheidungsfreiheit von Beamten mit feudalen Vorstellungen als Vorwand benutzt werden könnten, um diese Freiheit einzuschränken. Nachdrücklich betonte sie, dass bei der Ausarbeitung des Ehegesetzes das Wohl der Mehrheit der Frauen im Vordergrund stehen müsse, um den Schutz ihrer Rechte und Interessen zu gewährleisten. Die Verabschiedung des Ehegesetzes stellte eine starke rechtliche Unterstützung für die Frauenbefreiungsbewegung in China dar.
Aufbau des Sozialismus
Während des Aufbaus des Sozialismus legten Deng Yingchao und andere chinesische Kommunistinnen und Kommunisten großen Wert darauf, die Begeisterung der Frauen für die Teilnahme an Produktion und Arbeit zu wecken. Auf dem VIII. Nationalkongress der Kommunistischen Partei Chinas im Jahr 1956 legte sie einen Sonderbericht mit dem Titel „Vereinigung und Mobilisierung der breiten Frauenmassen unter der Führung der Partei“ vor. Darin wurde die Notwendigkeit einer umfassenden Aktivierung der Frauen zur Teilnahme an der Produktion hervorgehoben und bekräftigt, dass Frauen nur durch einen selbstständigen Beitrag zur sozialistischen Entwicklung eine unabhängige Position in Politik, Wirtschaft und persönlicher Entwicklung erreichen könnten.
In den folgenden zwei Jahrzehnten setzte sich Deng unermüdlich dafür ein, neue Ideale, Moral, Kultur und Disziplin unter den Frauen zu verbreiten. Sie arbeitete unermüdlich und mit vollem Einsatz für den Schutz der Rechte von Frauen und Kindern. 1949 gab es in China 600.000 berufstätige Frauen. Bis 1978 hatte sich diese Zahl um das 50-Fache auf 30 Millionen erhöht.
Noch in den letzten Jahren ihres Lebens setzte sich Deng trotz ihres vollen Terminkalenders weiterhin für die Sache der Frauen ein. Im April 1983 erstellten Genossinnen und Genossen, die eng mit ihr zusammengearbeitet hatten, einen umfassenden Überblick über ihre Aktivitäten von 1977 bis 1981. In dieser Zeit nahm sie an 1.612 Terminen teil, darunter wichtige Treffen, Auslandsreisen, Empfänge bei ausländischen Würdenträgern und Besuche bei Genossinnen und Genossen. Sie arbeitete fast jeden Tag unermüdlich und gewissenhaft. Im September 1983 fand der V. Nationale Chinesische Frauenkongress statt und trotz ihres Alters von 79 Jahren bestand Deng darauf, daran aktiv teilzunehmen. Sie fasste die erfolgreichen Erfahrungen der chinesischen Frauenbewegung zusammen und betonte die entscheidende Erkenntnis, dass „der Kampf für die Befreiung der Frauen, wenn er nicht mit dem umfassenderen Kampf des ganzen Volkes verbunden ist, keinen Sieg erringen kann“.
Vorbild für Generationen
Als große proletarische Revolutionärin war Deng diszipliniert und ging ihr Leben lang mit gutem Beispiel voran. Sie verabscheute Machtausübung zur persönlichen Bereicherung und bürokratische Praktiken in der Partei und forderte die Kader auf, „alles im Inte-resse des Volkes und der Partei zu tun“. 1982 legte sie der Partei und dem Volk zwei Testamente vor, in denen sie unter anderem ihr Haus und ihren Besitz in Staatseigentum überführte und ihr gesamtes Gehalt der Partei spendete. Sie forderte die Leiter und Genossen der Parteiorganisation und der betreffenden Einheiten auf, die organisatorischen und disziplinarischen Prinzipien der Partei nicht zu verletzen, indem sie ihren Verwandten aufgrund ihrer persönlichen Gefühle für Zhou Enlai und sie irgendeine Sonderbehandlung zukommen ließen. Deng hielt dies für notwendig, um den Stil der Partei zu korrigieren. Im Hinblick auf den eigenen Tod forderte sie: „Der Leichnam soll nach der Autopsie eingeäschert werden; die Asche soll nicht aufbewahrt, sondern verstreut werden; keine Abschiedszeremonie für den Leichnam; keine Gedenkfeier.“ Dies zeigt den revolutionären Geist der überzeugten Materialistin Deng und ist ein klares Beispiel für den edlen Charakter eines langjährigen Mitglieds der Kommunistischen Partei.
Deng Yingchao starb am 11. Juli 1992. Sie widmete 58 Jahre ihrer revolutionären Laufbahn dem Kampf an vorderster Front der Frauenbewegung. Für sie waren der Marxismus und die Befreiung der Frau nicht nur ideologische Überzeugung, sondern Teil einer umfassenden gesellschaftlichen Praxis. Deng war nicht nur eine Führerin der Neuen Demokratischen Revolution Chinas und des sozialistischen Aufbaus, sondern auch eine Praktikerin und leidenschaftliche Verfechterin der marxistischen Theorie der Frauenbefreiung im chinesischen Kontext. Ihre lebenslange selbstlose Hingabe wird für immer im Gedächtnis der kommenden Generationen verankert bleiben.
Unsere Autorin forscht im Bereich marxistische Theorie an der Tsinghua-Universität in Peking.