Betr.: Leserbrief „Kluger Antifaschismus“, UZ vom 9. November

Was wollen wir?

Von Bettina Mandellaub, Frankfurt a. M.

Bündnisse bestehen, wie der Name schon sagt, nicht nur aus klassenbewussten Menschen, wie Kommunisten oder Sozialisten. Es sind verschiedene Denkweisen, die hier zusammenkommen, es gibt verschiedene Anlässe, sich in Bewegung zu setzen. Daher werden die Positionen von Bündnissen nie monolithisch marxistisch sein – und das müssen sie auch nicht. Die Initiatoren von „#WirSindMehr“ und anderen wichtigen Demonstrationen der letzten Zeit haben außerdem keinesfalls Hintergründe nicht begriffen oder verschwiegen. Sie haben nur nicht gleich in ihren Aufrufen die Welt erklärt – dazu sind Aufrufe nämlich nicht da.

Wollen wir etwas bewegen, wo es bislang keine Bewegung gab? Dann müssen wir den Charakter der historischen Phase, in der wir gerade leben, erkennen und auf Augenhöhe mit anderen den Weg gehen, der zu substantiellen Veränderungen führt. Wollen wir politisch sichtbar handeln gegen die Rechtsentwicklung, oder im engsten Kreis unsere Positionen debattieren? „Jede Gelegenheit nutzen“, den Menschen die Ursachen und Verantwortung für das Aufkommen von neofaschistischen Bewegungen vorzubeten, ist deshalb nicht zielführend, wegen des Wörtchens „jede“.

Es gibt Gelegenheiten, wo dies möglich und nötig ist und die von uns genutzt werden, ja! Wenn unsere Erklärungen aber zu ermüdenden Traktaten werden, mit denen früher gerne die K-Gruppen ihre Mitmenschen gelangweilt haben, dann sollten wir das lieber bleibenlassen.

Es sei denn, wir wollen deren frühere Rolle übernehmen.

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"Was wollen wir?", UZ vom 23. November 2018



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