Auch in diesem Jahr rief die Gruppe Spandau der VVN-BdA zur Ehrung von Erich Meier auf. Der Jungkommunist war am 8. März 1933 von den Faschisten ermordet worden. Mehr als 40 Antifaschisten folgten dem Aufruf und kamen am Jahrestag seiner Ermordung zum Ehrengrab Erich Meiers auf den Friedhof „In den Kisseln“ in Berlin-Spandau. Neben weiteren hielt auch der Vorsitzende der DKP Spandau, Gerald Schwember, eine Rede, die wir im Folgenden in Auszügen dokumentieren:
Das Wesentliche am politischen Lebensweg des jungen Kommunisten Erich Meier ist sicher allen bekannt – und dennoch sei kurz erinnert: Der junge Arbeiter Meier war zunächst Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend, wechselte später zum Kommunistischen Jugendverband, trat der KPD bei. Er galt als hervorragender Organisator und Agitator. Insbesondere die hauptsächlich von ihm organisierte Störung einer Großveranstaltung der NSDAP mit Gauleiter Joseph Goebbels machten ihn über die Grenzen Spandaus bekannt. Doch nicht nur das haben ihm die Faschisten nicht verziehen. Bevor er aus Deutschland fliehen konnte, stöberten sie ihn auf und erschlugen ihn auf bestialische Weise und entledigten sich seiner Leiche auf der Karolinenhöhe.

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass zwei seiner Peiniger, Obersturmführer Gerhard Steltner und Hauptsturmführer Hans Horn, 1951 in Westberlin zu sechseinhalb und einem Jahr Haft verurteilt wurden. Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Ermordung Erich Meiers spielte dabei keine Rolle. Nur zwei Jahre später wurde das Urteil gegen Horn aufgehoben, das Strafmaß für Steltner erheblich verringert …
Der „braune Geist“ war nie weg und wird nicht weg sein, solange alles sonst so bleibt, wie es ist! Doch Vorsicht, der braune Geist und all das reaktionäre Denken höckt nicht nur hinter blauen Plakaten und Transparenten. Seit einiger Zeit und unter sozialdemokratischer Beteiligung erleben wir einen reaktionären Staatsumbau in Deutschland. Nicht nur die obskure Konstruktion eines Tatbestandes der „verfassungsschutzrelevanten Delegitimierung des Staates“, die sich Sozialdemokratin Nancy Faeser einfallen ließ, verweist darauf. Da ist die Verschärfung der Polizeigesetze in mehreren Bundesländern, da ist die Tatsache, dass dem Staat nicht genehme Demonstrationen mit immer mehr die Meinungsvielfalt einschränkenden Auflagen belegt werden.
Werden wir in zwei Monaten, am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, abermalig nicht die Fahnen unserer Befreier wehen lassen dürfen? Muss ich bei der Eingangskontrolle der Polizei zum Treptower Park wieder mein T-Shirt mit dem Roten Stern abgeben? Dürfen wir wieder nicht die Lieder unserer Befreier singen und abspielen?
Welche subversive Aktion wäre Erich Meier dazu eingefallen?
Und während wir das Ende von Faschismus und Krieg feiern wollen, empfiehlt uns der Sozialdemokrat Boris Pistorius „Kriegsertüchtigung“. Welche subversive Aktion wäre Erich Meier dazu eingefallen? Hatte er doch seinerzeit die sozialdemokratische Organisation verlassen, weil die SPD im Reichstag verschiedenen Rüstungsvorhaben zustimmte!
„Nie wieder“ heißt eben nicht nur „Nie wieder Faschismus“, sondern auch „Nie wieder Krieg!“
Am 8. Mai lädt die DKP zu einer „Befreiungsfeier“ am kleinen Mahnmal für die gefallenen Soldaten der Roten Armee im Spandauer Ortsteil Staaken.