Das Deutsche Studentenwerk (DSW) hat 180.000 Studierende an 250 Hochschulen befragt und festgestellt: Sehr viele Studierende sind arm. Laut Daten der 22. Sozialerhebung waren es im Jahr 2021 etwa ein Drittel der Studierenden, die mit weniger als 800 Euro im Monat auskommen mussten. Die Situation hat sich seitdem nicht verbessert – im Gegenteil. So hat unter anderem die Wohnungsnot zugenommen. Beispiel Leipzig: Hier gibt es laut Studentenwerk etwa 5.200 Wohnheimplätze für rund 40.000 Studierende. Der Rest muss sich auf dem „freien Markt“ umschauen. Die Mietpreise sind jedoch weiter gestiegen und auch Energie sowie Lebensmittel sind deutlich teurer als noch vor zwei Jahren.
Die Zahl der Studierenden lag im Wintersemester 2021/2022 bei knapp drei Millionen. Etwa ein Viertel eines Jahrgangs nimmt ein Studium auf. Doch bei der hohen Armutsquote unter Studentinnen und Studenten ist zu berücksichtigten, dass das deutsche Bildungssystem bereits stark selektiert, bevor es ans Studieren geht. Nur ein kleiner Teil derer, die aus einem „bildungsfernen Haushalt“ stammen, also Arbeiterkinder sind, schaffen es bis zum Studium. In der aktuellen DSW-Sozialerhebung heißt es dazu: „Immer mehr Studierende stammen aus einem höher gebildeten Elternhaus. Der Anteil der Studierenden, bei denen mindestens ein Elternteil die Hochschulreife (inklusive Fachhochschulreife) besitzt, ist zwischen 1991 und 2021 um 25 Prozentpunkte gestiegen (von etwa 43 auf 68 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil an Studierenden, deren Eltern höchstens einen Hauptschulabschluss haben, um 21 Prozentpunkte gesunken (von 29 auf 8 Prozent).“ Daraus schließt das DSW einerseits, dass es insgesamt mehr Höherqualifizierte gibt und deshalb auch immer mehr Studierende aus einem solchen Elternhaus stammen. Andererseits seien die „die sozialen Ungleichheitsmuster am Übergang ins Studium in Deutschland relativ stabil geblieben“.
Berücksichtigt man die Ungleichheit des deutschen Bildungswesens, ist der hohe Anteil von Studierenden, die in einer prekären Lage sind, umso bemerkenswerter. 11 Prozent müssen im Monat sogar mit weniger als 400 Euro auskommen. Nur etwa ein Viertel der vom DSW Befragten gab an, sich finanziell keine Sorgen machen zu müssen.
Der „Freie Zusammenschluss von Student*innenschaften“ (FZS) wies darauf hin, dass neueste Zahlen belegten, dass sich die soziale Lage der Studentinnen und Studenten durch die Inflation weiter zugespitzt habe. Studentinnen und Studenten müssten den größten Teil ihres verfügbaren Einkommens für Miete, Energie und Lebensmittel aufwenden. Viele müssten neben ihrem Studium jobben, häufig handele es sich dabei um prekäre Beschäftigung. Lediglich eine Minderheit von 35 Prozent der Studentinnen und Studenten lebe oberhalb der Armutsgrenze. In Zeiten des allseits präsenten Fachkräftemangels stellen Ausbildung und Studium ein hohes Armutsrisiko dar.