Zu Landnahmen ohne Krieg à la Trump

Was kostet die Welt?

Die größte Bedrohung durch die Amtsübernahme Donald Trumps besteht in einem Frieden zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine – das auf der Lüge einer russischen Bedrohung von NATO-Staaten im Baltikum oder Polen gebastelte Kartenhaus der Rüstungsunternehmen würde zusammenfallen. Dagegen wären die zu erwartenden Handelskriege zwischen den USA und der EU noch verschmerzbar. Und was Trumps Angriffe auf die Arbeiterklasse und die Gewerkschaften oder auf Minderheiten und Migranten angeht, werden sich diverse EU-Staaten sowieso keine Blöße geben.

Krieg ist die ideelle und materielle Grundlage des imperialistischen Kapitalismus; da steht Trump, dessen erste Präsidentschaft als eine ohne neuen Krieg in die US-Geschichte einging, offenbar für eine andere Linie. Denn im anderen, fast aus der Mode gekommenen Geschäft des Imperialismus, der nichtkriegerischen Landnahme, entwickelt er durchaus Phantasie.

Auf Grönland, von gerade 55.000 Menschen bewohnte 2,17 Millionen Quadratkilometer, hatte er schon vor Jahren sein Auge geworfen, blitzte aber bei der damaligen Ministerpräsidentin Dänemarks, das die Großinsel im 18. Jahrhundert kolonisiert hatte, ab. Trump würde Grönland mit seinen zahlreichen Bodenschätzen gern den USA einverleiben. Das hinter Trump stehende Kapital wird sich modern geben und auf die eine Form der Gewalt verzichten und die andere einsetzen – also kaufen. Wer weiß: Zu angemessenen Preisen würde die Dänische Krone ja noch zur europäischen Leitwährung, Frankfurts und Londons Banken gingen nach Kopenhagen. Vielleicht lassen sich die Dänen am Ende überreden.

Auch der Panamakanal ist in Trumps Visier geraten. Jimmy Carter, gerade anderweitig in den Schlagzeilen, hatte 1977 in den Verträgen mit Panamas antiimperialistischem Staatschef Omar Torrijos die Übergabe der Kanalzone zu Ende 1999 eingeleitet. Panamas heutiger Präsident Mulino führt die Unveräußerlichkeit des Kanals als Weisung der panamaischen Verfassung an – es sei denn, eine Überweisung überlagert die Weisung.

Dass das geht, lässt sich an der Übergabe eines Terrains der strategisch gelegenen Galápagos-Inseln durch den ecuadorianischen Präsidenten Noboa sehen, wo gegen Artikel 5 der Verfassung den USA eine Militärbasis zugestanden wird. Verfassungen unterliegen eben auch dem Kontostand.

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"Was kostet die Welt?", UZ vom 10. Januar 2025



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