Die Diskussionsrunde „Warum wird so einer Kommunist? Warum wird so eine Kommunistin?“ im Debattenzelt eröffnete Karin Schnittker aus Essen mit Streiflichtern aus ihrem Leben. Geboren 1941 in einer kommunistischen Bergarbeiterfamilie, lernte sie den Preis kennen, den der Vater in Nazi-Deutschland für seine antifaschistische Arbeit zahlen musste: Gefängnis, Zuchthaus und Strafbataillon. Als Mitglied der westdeutschen Pionierorganisation erlebte sie den Kampf gegen die Remilitarisierung und den Tag des Polizeimordes an Philipp Müller in ihrer Heimatstadt: „Ich werde nie vergessen, wie die Polizei geknüppelt und geschossen hat.“ Sie war stolz darauf, 1961 von Genossen auf die Mitgliedschaft in die bereits in die Illegalität gedrängte KPD angesprochen zu werden. Die Antwort war kurz: „Ja“.
Hans Bauer ist auch 1941 geboren – in Thüringen, als Sohn einer Spinnerin, der Vater war früh gestorben. Er erlebte, was nach der Zerschlagung des Faschismus der junge sozialistische Staat DDR für die Arbeiterklasse und für ihre Kinder geschaffen hatte. Diese und andere Erfahrungen führten ihn in die SED. Er wurde Staatsanwalt mit dem Ziel, am Aufbau eines sozialistischen Rechtsstaates mitzuwirken. Nach dem Sieg der Konterrevolution blieb er in der PDS. Wegen der „zunehmenden Sozialdemokratisierung“ der Partei „Die Linke“ trat er vor zwei Jahren aus der Partei aus, blieb zunächst parteilos. Zur letzten Bundestagswahl trat er zunächst als Kandidat für die DKP Berlin an, im Januar 2022 wurde er Mitglied. Überzeugt habe ihn die Haltung zur DDR, zum Sozialismus und die Positionen in aktuellen Auseinandersetzungen wie dem Konflikt in der Ukraine und das Verhältnis zur Volksrepublik China.
Eine gute Generation jünger ist Uli Peters. Er erlebte die 80er Jahre als Jugendlicher in der DDR. Sie war für ihn kein feuriger sozialistischer Staat. Rückblickend kritisiert er festgefahrene Strukturen und Schönfärberei. 1988 trat er dennoch in die SED ein, wollte sie verändern. Im Januar 1990 trat er aus und wandte sich dem Anarchismus zu – und auch der Theorie. Er stellte die Mängel der anarchistischen Ansätze fest, fand einen Mentor, der ihm half, den dialektischen Materialismus zu verstehen. Für ihn sei es ein langer Weg in die DKP gewesen. Der letzte Schritt sei der Krieg in der Ukraine gewesen und dass die DKP sich nicht an die Brust der NATO geworfen habe.
Noch jünger ist Andrea Hornung. Die Bundesvorsitzende der SDAJ wurde zuerst an ihrer Schule aktiv, nahm mit anderen Schülerinnen und Schülern den Kampf gegen Mensapreiserhöhungen auf und verlieh aus gegebenen Anlässen „Goldene Klobrillen“ an Schulen in ihrer Stadt. Erfahrungen bei einem Kuba-Besuch mit den Eltern kamen hinzu. Zunächst machte sie bei ‚solid‘ der Jugendorganisation der „Linken“, mit, aber „die hatten keinen Plan in Richtung Sozialismus“. Auf Ostermärschen lernte sie Mitglieder der SDAJ kennen und wurde Mitglied der Jugendorganisation. Mit 16 Jahren wurde sie Mitglied der DKP. Sie wolle für die ganze Klasse kämpfen, nicht nur für die Jugend.
Im Anschluss an diese Schilderungen der Wege in die DKP entwickelte sich eine rege Diskussion, gab es viele Fragen. Ob die DKP Wahlpartei oder Kampforganisation sei, war nur eine davon. Diese wurde vom Podium eindeutig mit Kampforganisation und der Aufforderung an das Publikum beantwortet, sich dieser anzuschließen. Diesen Schritt taten beim Pressefest mehrere Dutzend. In der Runde selbst erklärte unter anderem Dr. Matthias Werner, Präsident des Ostdeutschen Kuratoriums von Verbänden (OKV), unter großem Beifall des Publikums seinen Eintritt in die DKP.