„Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) erhöht erneut die Ticketpreise für Bus und Bahn.“ So oder ähnlich können wir es jährlich in den Nachrichten lesen. Doch 2018 wurde es für die meisten Berliner und Brandenburger nicht teurer, wenn sie täglich zur Arbeit, Schule oder Uni kommen wollen. Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, auch wenn der Öffentliche Nahverkehr eigentlich ganz kostenlos sein könnte, würde der gesellschaftliche Reichtum nur anders verteilt werden.
Dafür erhöhen sich die Fahrpreise im Fernverkehr bundesweit um durchschnittlich 0,9 Prozent. Glück für alle, die keine Freunde oder Familie in anderen Städten haben. Aber auch der Fernverkehr könnte doch eigentlich für alle kostenfrei sein. Aber nein, Denkfehler, mit den Einnahmen des Fernverkehrs muss ja die unprofitable DB Cargo AG am Leben gehalten werden. Und diese realisiert immerhin Waffentransporte. Alle unprofitablen Bereiche privatisieren und mit den Einnahmen des Fernverkehrs kostengünstig Waffentransporte sichern, das ist die Aufgabe des deutschen Staates.
Außerdem, wie sieht das denn aus, wenn alle mit den Öffis fahren. Keine verstopften Straßen, kein Lärm, geringe Umweltbelastung. Aber jetzt mal im Ernst: Pech hatten dieses Jahr vor allem die ca. 12 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Die Berliner Eisenbahner müssen nun seit dem 15. Dezember 2017 für eine Jahreskarte ABC statt 190 Euro satte 961 Euro zahlen. Vollständigkeitshalber muss dazu gesagt werden, dass die Differenz nicht 771 Euro beträgt, da der geldwerte Vorteil zuvor noch versteuert werden musste. Dennoch einige hunderte Euro, die nicht eingeplant waren und einen klaren Reallohnverlust darstellen. Und viele Mitarbeiter müssen noch mehr zahlen, da sie noch weiter außerhalb Berlins leben. Doch die Deutsche Bahn zieht sich clever aus der Affäre und wälzt die Schuld auf den zuständigen Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ab.
In gewisser Weise hat sie ja Recht, wenn sie den VBB kritisiert, mit dem sie jährlich über das ÖPNV-Ticket verhandelt hat. Immerhin sind die Verkehrsverbünde für Streckenausschreibungen und Fahrpreiserhöhungen verantwortlich. Aber eigentlich geht es nur darum, nicht selber für den Reallohnverlust verantwortlich zu sein. Und was sich der VBB von all dem verspricht liegt eigentlich auf der Hand. Wenn z. B. 12 000 Mitarbeiter 800 Euro mehr zahlen, sind das fast zehn Millionen Euro im Jahr Mehreinnahmen. Denn durch neue Verträge mit den Verkehrsunternehmen DB und BVG gehen nun alle Einnahmen an die Auftraggeber Berlin und Brandenburg. Zuvor hatte die Bahn also nur auf eigene Einnahmen verzichtet. Jetzt stellt sich für sie die Frage, ob sie den Nahverkehr für die Mitarbeiter finanziert und dafür jedoch auf Profite verzichten muss. Die Entscheidung des steuerfinanzierten Staatsbetriebs ist leider nicht überraschend.