Belegschaft kämpft für Tarifvertrag

Warnstreik statt Inventur

IGM/WSK

Für die Beschäftigten im Kabelwerk in Meißen begann das neue Jahr mit einem Streik. Anstatt am ersten Tag im neuen Arbeitsjahr die Inventur zu machen, legten sie am 4. Januar die Arbeit nieder und kamen vor das Werkstor, um unmittelbar danach nach Hause zu gehen. Wegen der prekären Pandemielage in Sachsen lautete das Motto des Warnstreiks an diesem Tag: „Arbeitsniederlegung zu Hause“.

Mit ihrer Entschlossenheit haben die Beschäftigten nachdrücklich deutlich gemacht, dass sie auch im neuen Jahr so lange weiterkämpfen werden, bis sie ihr Ziel erreicht haben: endlich bessere Arbeits- und Lohnbedingungen, festgeschrieben in einem Tarifvertrag! Kurz vor Beginn des Warnstreiks hatte der Arbeitgeber die Belegschaft zu einem gemeinsamen Frühstück um 8.30 Uhr eingeladen. Diese Einladung schlugen die Kolleginnen und Kollegen wegen der angespannten Pandemielage jedoch verständlicherweise aus.

Die IG Metall hatte den Arbeitgeber bereits vor den Feiertagen zum wiederholten Mal dazu aufgefordert, „in der besinnlichen Weihnachtszeit in Ruhe über seine Verweigerungshaltung nachzudenken“. Die Geschäftsführung verweigert bisher jegliche Bereitschaft, mit der IG Metall über einen Tarifvertrag zu reden. „Die Geschäftsführung weigert sich hartnäckig, mit uns zu sprechen, obwohl sie gar nicht weiß, was die Kolleginnen und Kollegen wollen. Dafür müsste sich die Geschäftsführung unsere Vorschläge überhaupt erst einmal anhören“, sagt Steven Kempe von der IG Metall Riesa.

Die Forderungen der Belegschaft seien keineswegs überzogen, so Gewerkschaftssekretär Kempe. „Wir fordern keine exorbitante, kurzfristige Lohnerhöhung. Aber es muss für die Kolleginnen und Kollegen die klare Perspektive geben, dass es sich zukünftig lohnt, im Kabelwerk zu arbeiten“, sagt Kempe. „Auf Dauer wird sich der Arbeitgeber den berechtigten Interessen der Belegschaft nicht verweigern können.“

Bereits die letzten Wochen im Jahr 2020 waren mit fünf Warnstreiks in fünf Wochen zu Ende gegangen. Der Unmut der Belegschaft ist verständlich und nachvollziehbar: Seit elf Jahren haben die Beschäftigten im Kabelwerk in Meißen keine Lohnerhöhung mehr erhalten, der Geschäftsführer entscheidet nach Gutsherrenart über Lohn- und Arbeitsbedingungen. Die 130 Kolleginnen und Kollegen im Kabelwerk sind nicht bereit, diese Ungerechtigkeiten noch länger hinzunehmen. Sie wollen endlich einen fairen Tarifvertrag.

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"Warnstreik statt Inventur", UZ vom 8. Januar 2021



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