Eine Schwalbe mache noch keinen Sommer, sagte Angela Merkel in Bezug über sich selbst, aber heutzutage „lacht niemand mehr ein Mädchen aus, wenn es sagt, dass es Ministerin oder Kanzlerin werden möchte“. Ansonsten hatte sie bei ihrer Festrede zum 100. Jahrestags der Einführung des Frauenwahlrechts wenig Positives zu berichten. Im Bundestag sind nur noch 30,9 Prozent der Abgeordneten weiblich (im vorherigen waren es noch 36,5 Prozent), in nur 16,7 Prozent der größten börsennotierten Unternehmen sitzen Frauen im Vorstand, einen Dax-Konzern mit einer Frau an der Spitze gibt es überhaupt nicht. Trotz Quote. „Die Quoten waren wichtig, aber Parität muss her“, schließt Merkel daraus.
Das ist Quatsch. Die Quote hat keine einzige Gehaltslücke geschlossen, keine Elternzeit gerecht auf Mann und Frau aufgeteilt, keine Kinderbetreuung sichergestellt und keine Diskriminierung bei der Einstellung beendet.
Und selbst wenn die Quote mehr gebracht hätte als 27 Frauen in den Vorständen der 30 finanzstärksten Dax-Unternehmen, es wäre egal. Auch wenn 98,5 der 197 Vorstandsmitglieder Frauen wären: Was die herrschende Klasse ihren Frauen zugesteht, wird sie den Frauen der ausgebeuteten Klasse nicht schenken. Ob die Männer der oberen Zehntausend ein bisschen zur Seite rücken und ein kleines bisschen Macht an Frauen abgeben, hat keinen Einfluss auf das Leben der Mehrheit der Frauen. Wer uns unterdrückt und ausbeutet kann uns gleich sein.
13 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel haben an der Lage der Frauen in dieser Republik nichts verbessert, im Gegenteil. Frauenförderung wird gekürzt, Frauenhäuser geschlossen, mit dem Rechtsruck geht auch immer eine Rückwendung zum sogenannten „traditionellen Frauenbild“ an Heim und Herd einher, die Altersarmut bei Frauen steigt.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und diese schon mal gar nicht. Da braucht es schon ein bisschen mehr, als mit einem vor 100 Jahren von den Frauen und Männern der Novemberrevolution erkämpften Recht, eine Wahlkabine zu betreten und ein Kreuzchen zu machen. Viele Schwalben gemeinsam werden einen richtigen Sommer machen. Einen Sommer ohne Krieg, ohne Ausbeutung und ohne doppelte Ausbeutung. Dann scheint die Sonn‘ ohn‘ Unterlass.