Unsere Eigenkandidatur war in Osnabrück umstritten: Hat unsere DKP-Gruppe, geschwächt durch Austritte im Zuge der Parteiauseinandersetzung und Umzüge, noch die Kraft für eine Wahlkampagne? Ist angesichts der Rechtsentwicklung unsere Eigenkandidatur nicht ein falsches Signal der Zersplitterung der Linkskräfte?
Wir fragten uns aber auch: Wie können wir die Kandidatur für unsere Arbeit vor Ort nutzen? In den letzten Jahren waren wir in Osnabrück vor allem durch die Mitarbeit Einzelner in Gewerkschaften, antifaschistischer und Friedensbewegung sowie bei Volkswagen über unsere Betriebszeitung „Roter Käfer“ sichtbar. Infostände und Veranstaltungen hatten Seltenheitswert. Wir setzten uns die Ziele:
1. mit unseren Positionen für eine breitere Öffentlichkeit über die Aktiven in Gewerkschaften und Bewegungen und das VW-Werk hinaus sichtbar zu werden,
2. als Gruppe wieder stärker in Aktion zu treten (z. B. Infostände) und
3. über die Direktkandidatur eines in Osnabrück bekannten Kommunisten unserer Politik stärker ein Gesicht zu geben, weil Verankerung nicht durch Wahlkämpfe erreicht wird, sondern durch langfristige Kleinarbeit konkreter Personen vor Ort.
Ohne die aktive Unterstützung durch Genossen, Freunde und Bündnispartner vor allem aus der Antifa- und Friedensarbeit, aus anderen linken Strukturen (Marx21, KPD) und der SDAJ hätten wir paar aktive DKP-Mitglieder die Kampagne nicht stemmen können: Infostände vor allem auf Wochenmärkten, eine gemeinsame Veranstaltung mit der „Linken“ (zu VW), ein Liederabend von Solid und SDAJ sowie drei eigene Veranstaltungen, ca. 120 Plakate und die Verteilung von über 2 000 Flyern in einem Wohngebiet und einem „Roten Käfer“.
Zu unserem Ergebnis fand die Neue Osnabrücker Zeitung „bemerkenswert: Die kommunistische DKP hat in der Stadt mit 0,06 Prozent (56 Stimmen) ein kaum wahrnehmbares Ergebnis erzielt, aber der DKP-Direktkandidat holte persönlich 0,7 Prozent (677 Stimmen). Bigus ist in der Stadt als kämpferischer Betriebsrat bekannt.“ Im gesamten Wahlkreis 39 hatten wir nur 77 Zweitstimmen, aber 958 Menschen (0,6 Prozent) nutzten ihre Erststimme für ein „Statement“, wie mir eine Wählerin treffend sagte.