„Rage Against The Machine“ is back!

Wahlkampfmusik?

Von Friedhelm Vermeulen

Ein Foto von den Protesten in Chile, darunter fünf Termine im März und April 2020, allesamt in den USA – so kündigte die Band „Rage Against The Machine“ ihr Comeback an. Gerüchte um einen Auftritt beim „Rock am Ring“ in Deutschland entpuppten sich als Fake, die Aufregung in der Fan-Gemeinde ist groß.

Dabei gibt es die Band seit knapp 20 Jahren nicht mehr. Auf ihrem vierten und letzten Album „Renegades“ waren ausschließlich Coverstücke zu hören, seitdem gab es einige wenige Live-Auftritte in Originalbesetzung. Sänger Zach de la Rocha ging seiner Wege, während Tom Morello (Gitarre), Tim Commerford (Bass) und Brad Wilk (Schlagzeug) zunächst mit Chris Cornell (vormals Soundgarden) die Band „Audioslave“ gründeten.

„Rage Against The Machine“ war von Anfang an eine bewusst progressive bis revolutionäre Band mit bisweilen anarchistischen Tendenzen, die Einflüsse verschiedener Musik-Stilrichtungen von Metal bis Funk verarbeitete. Eine explosive Mischung, zu der sich viele junge Genossinnen und Genossen austobten (Pogo) und regelmäßig blaue Flecken und blutige Nasen holten.

Die Themen der Songs von „Rage Against The Machine“ sind Imperialismus, Krieg, Ausbeutung und Rassismus, Unterdrückung und Widerstand. Auf dem dritten Album „The Battle of Los Angeles“ ist das Lied „Voice of the Voiceless“ dem politischen Gefangenen und Journalisten Mumia Abu-Jamal gewidmet. und die 1996 veröffentlichte Single „People of the Sun“ hat die Zapatistischen Bewegung in Mexiko zum Gegenstand. Immer wieder unterstützte „Rage Against The Machine“ linke Bewegungen durch Live-Konzerte. Daran wollten Tom Morello, Tim Commerford und Brad Wilk anknüpfen als sie gemeinsam mit Chuck D (Public Enemy) und B-Real (Cypress Hill) die Band „Prophets of Rage“ aus der Taufe hoben. In Zeiten der Präsidentschaft von Donald Trump galt es, den Widerstand zu formieren und dazu brauche es eben auch Musik, so die Begründung. Doch die neuen Songs blieben blass und die Fans kamen vor allem deshalb zu den – nicht immer ausverkauften – Live-Konzerten, weil „Prophets of Rage“ eine ordentliche Darbietung alter „Rage Against The Machine“-Songs boten.

Zeitpunkt und Orte der angekündigten Live-Konzerte in Originalbesetzung lassen das Musik-Magazin „Rolling Stone“ und andere vermuten, dass „Rage Against The Machine“ aktiv in den Wahlkampf zur US-Präsidentschaft eingreifen wollen.

Ihre damaligen Fans freuen sich auf ihr Comeback – so viel darf aus den vielen Kommentaren bei Facebook & Co. geschlossen werden. Eine antikapitalistische Bewegung, die – wie beispielsweise 1999 bei den Anti-WTO-Protesten in Seattle – für eine gemeinsame Sache steht und die Musik als Soundtrack ihres politischen Handelns versteht, gibt es derzeit allerdings nicht. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sie bei kommerziellen Konzerten spielen und damit Geld für den Wahlkampf einspielen. Fans, die mit der Band in den 1990ern erwachsen geworden sind, wären heute als Ticketkäuferinnen sicherlich eher von Interesse denn als Aktivisten einer Anti-Trump-Bewegung. Aber egal, ob sie Geld einspielen oder zu Demonstrationen und Wahlkampfauftritten die Begleitmusik beisteuern wollen – es ist zu befürchten, dass sie sich letztendlich nur aufgerafft haben, um eine Kandidatin oder einen Kandidaten der Demokraten zu unterstützen. Es wäre nicht die erste politische Dummheit, die „Rage Against The Machine“ begeht, es wäre allerdings die dümmste.

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"Wahlkampfmusik?", UZ vom 29. November 2019



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