Im brandenburgischen Lauchhammer ging nicht nur zum Antikriegstag die Post ab

Wahlkampf mit Köbele und „Schottenschulle“

Viola Böhm, Hermann Glaser-Baur

Am 22. September wird auch in Brandenburg ein neuer Landtag gewählt. Im Gegensatz zu Sachsen und Thüringen mit einer echten Wahlalternative: Die DKP tritt mit einer Landesliste und vier Direktkandidatinnen und Kandidaten an. Dass es gelang, weit mehr als 2.000 Unterstützerunterschriften zu sammeln und die Kommunisten wählbar zu machen, hat nicht wenig mit den Aktivitäten der DKP-Textilarbeitergruppe aus Lauchhammer und ihrer Vorsitzenden Marion Baur zu tun, die auch direkt gewählt werden kann.

Zu einem Höhepunkt im Wahlkampf gehörte eine Veranstaltung der „Textilen“, wie sie gerne genannt werden, in Baurs Leinenweberei zum Antikriegstag – natürlich ausgebucht. Geboten wurde am 31. August ein außergewöhnliches Programm. Der Vorsitzende der DKP, Patrik Köbele, eröffnete den Abend in Lauchhammer. „Ein Mann, der weiß, wovon er spricht, wenn’s um Krieg und Frieden geht“, hieß es in der Einladung. Die Besucher, davon etwa drei Viertel nicht in der DKP, merkten sehr schnell, dass das nicht übertrieben war. „In 20 Minuten war Patrik in der Lage, die schlimmste Bedrohung für die Menschheit, den Krieg, seine Verursacher und ihre Motive in einer Schärfe und Klarheit zu analysieren, die unsere Besucher atemlos zuhören ließ. Der anhaltende Applaus war nur eine Reaktion, die Diskussionen bis spät in die Nacht eine andere“, erzählte Marion Baur gegenüber UZ.

Baur war besonders von der Geduld beeindruckt, mit der der Parteivorsitzende noch lange nach dem Kulturprogramm in Gesprächen auf Gäste einging. „Eine IG-Metall-Aktivistin, um nur eine von zahlreichen Beispielen herauszugreifen, stellte Fragen ohne Ende. Sie hatte außer mit uns hier vor Ort noch nie mit einem DKP-Mitglied diskutiert und war restlos begeistert. So etwas hilft natürlich nicht nur der Friedensbewegung hier, sondern ist auch für unseren Wahlkampf von großer Bedeutung.“

3715 03 - Wahlkampf mit Köbele und „Schottenschulle“ - DKP Brandenburg, DKP-Textilarbeitergruppe, Kulturprogramm, Landtagswahl Brandenburg 2024, Patrik Köbele - Aktion
DKP in Brandenburg sagt, was ist (Foto: Susanne Steinhardt)

Das Kulturprogramm hatte es wie immer bei Veranstaltungen der Textilarbeiter-Gruppe in sich. Absoluter Höhepunkt war „Schottenschulle“. Der Meister an den schottischen „Highland-Pipes“, also dem großen Dudelsack, brachte das Publikum mit seiner einmaligen Mischung aus irischen und schottischen Tanzmelodien zum Toben. Als Hommage an „die bei euch viel gesungenen Arbeiter- und Kampflieder“ riss er mit einer Kombination von drei Melodien des rebellischen schottischen „Nationaldichters“ Robert Burns das Publikum so hin, dass mehrere Zugaben gefordert wurden. Es verwundert Musikinteressierte oft, warum ein deutscher Künstler, der das „Kult-Instrument“ der Schotten spielt, seit 1990 dort jedes Jahr zu großen Festivals eingeladen wird. Wer „Schottenschulle“ am 31. August in Lauchhammer erleben durfte, wird diese Frage nicht weiter stellen.

Der Abend wurde durch die ausgezeichneten Auftritte von Wolle Klötzer (Singeclub Ernesto Che Guevara) und „Crossing Lifelines“ aus Lauchhammer komplettiert – die Verpflegung für alle Gäste war wie immer vom Feinsten und aus dem Bio-Garten. Die folgende Session endete erst in den späten Nachtstunden. „Schottenschulle“ auf die Frage, ob er nochmal für die DKP auftreten würde: „Jederzeit, dies war ein außergewöhnlicher Abend.“

Außergewöhnlich wie der Abend sind auch einige jetzt schon vorliegende Ergebnisse des Wahlkampfs: Die letzten von 15.000 Wahlprogrammen von Marion Baur wurden vor wenigen Tagen in die Häuser gebracht. Die Gruppe führt wöchentlich bis zu drei Infostände durch und wird im Endspurt noch drei Flugblätter zu wichtigen Themen wie Gesundheit, Bildung und Rechtsentwicklung verteilen – vor allem in den Arbeitergebieten. Auch an der „Mitglieder-Front“ zeigen sich Erfolge. Marion Baur: „Vergangene Woche waren wir an einem Tag mit acht Leuten auf der Straße. Dabei betrug der Altersunterschied zwischen der Jüngsten und dem Ältesten 64 Jahre. Die Jüngste ist mit 18 Jahren nun Mitglied unserer Partei geworden. Als erste Tat hat sie einen Instagram-Account für die Gruppe erstellt. Ich denke, wir machen doch einige Dinge richtig“, so Baur lachend.

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"Wahlkampf mit Köbele und „Schottenschulle“", UZ vom 13. September 2024



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