Mit krimineller Energie auf der Jagd nach Profit – auf dem Rücken der Beschäftigten

VW-Konzern ins Mark getroffen

Aus Roter Käfer, Betriebszeitung der DKP für VW

Was tun bei VW?

– Verteidigung der Tarifverträge.

– Kampf um jeden Arbeitsplatz, auch den der LeiharbeiterInnen und ProjektmitarbeiterInnen.

– Ausreizen aller Möglichkeiten zur Arbeitszeitreduzierung bei Auftragseinbrüchen.

– Kampf gegen Sparorgien bei der „Grundlast“ oder Zukunftsinvestitionen. Die Innovationsfonds müssen aufgestockt werden!

– Druck auf die Entwicklung einer Konzernstruktur, die sich verabschiedet von einer alles bestimmenden Zentrale und von der Vorstellung, alles sei machbar!

– „Gute Arbeit und gutes Leben“ überall verankern. Das bedeutet das Vorantreiben von Mobilitätskonzepten, die eine sinnvolle Vernetzung sämtlicher Verkehrsträger beinhalten und möglichst emissionsarme Produkte!

„Überlasst VW den US-Gerichten zum Fraß“ fordert ein Kommentar auf Spiegel online. In der Tat erwägen nicht nur in den USA, sondern auch in Europa viele Länder und Anleger Klagen gegen VW. Das ist nicht nur dem Konkurrenzkampf der verschiedenen Autokonzerne geschuldet, sondern „riecht“ nach „Rache“ dafür, dass die deutsche Regierung den anderen Ländern Europas gerne vorschreibt, wie sie richtig zu wirtschaften haben.

FAZ und Handelsblatt üben sich wieder in Gewerkschaftsschelte und erneuern ihre Forderungen nach Abschaffung des VW-Gesetzes, Einschränkung der Mitbestimmung sowie Lohnsenkungen, kurz: einer Schwächung von Betriebsrat und Beschäftigten.

Gleichwohl, der Betrug an Kunden und Umweltbehörden ist Fakt und zeugt von krimineller Energie. Aufklärung und Bestrafung sowie Schadensbehebung müssen deshalb absolute Priorität haben!

Was hat Manager dazu getrieben, größtmöglichen Umweltschutz zu „vergessen“ und das Image von VW, 600 000 Arbeitsplätze weltweit, den Wohlstand ganzer Regionen (aktuell gibt es Haushaltssperren in Wolfsburg und Braunschweig) aufs Spiel zu setzen?

War es der Druck, größter Autohersteller der Welt zu werden, wozu eine bessere Präsenz auf dem US-Markt gehört?

War es eine autoritäre Führung, die keinen Widerspruch duldete? „Geht nicht, gibt’s nicht“?

Waren es mangelnde Visionen, die dazu führten, an der Dieseltechnologie festzuhalten und Elektromobilität, und andere Mobilitätskonzepte zu vernachlässigen?

War und ist es der Druck, bessere Autos ohne höhere Kosten zu entwickeln, um Höchstprofite zu sichern?

Dass die Abweichungen von Prüfstandergebnissen und Realität – seit Jahren bekannt – solange möglich waren, zeigt die Verflechtung von Industrie und Politik, die in der Automobilindustrie besonders stark ist. Reihenweise gingen ehemalige Regierungsmitglieder und -mitarbeiter in die Automobilindustrie und deren Verband, den VDA.

Die Regierung räumt Schwierigkeiten aus dem Weg, indem sie schärfere (CO2) Grenzwerte verhindert oder verschiebt. Sie blockiert auch die Kontrolle der Emissionen im Fahrbetrieb, die die EU-Kommission vorantreiben will. Der wirtschaftliche Erfolg wiederum garantiert wachsenden politischen Einfluss in Europa und der Welt. Marxisten nennen das staatsmonopolistischen Kapitalismus.

Zahlen für die Krise sollen die, die sie auch mittelbar verursachten: Die Aktionäre, die jahrelang, ohne einen Finger zu rühren, gut kassierten und die mit ihrer Profitgier solche kriminellen Machenschaften provozieren!

Der Abgasskandal hat den VW-Konzern bis ins Mark getroffen. Was den Fall für VW außer Kontrolle geraten lässt, ist die kapitalistische Konkurrenz. Sie bringt Regierungen, Verbände, sensationshungrige Journalisten und vor allem Anwaltskanzleien dazu, den Konzernriesen zu zerfetzen. VW soll bluten: Milliardenstrafen, Schadensersatzklagen in unvorstellbaren, also US-amerikanischen Dimensionen drohen.

Okay, manches daran ist Show, Theater, Mediengedöns. Sicher ist die Betrügerei durch VW-Manager ein Skandal. Und in den USA noch ein besonders dummer.

Doch alle Beschwörung des Umweltschutzgedankens kann nicht verdecken, dass es nicht nur um die Bestrafung verantwortungsloser Manager geht, sondern um eine Schlacht im globalen Wirtschaftskrieg. Und obwohl die Kontrahenten USA und EU so tun, als seien sie Verbündete, stehen sie in erbitterter Konkurrenz zueinander. Es geht um Marktmacht, Technologieführerschaft und Einfluss, vor allem aber um Profit. Und um die politische Absicherung all dessen durch Regierungen und Behörden – und auch Gerichte. Und noch eines ist sicher: Egal wer diese Auseinandersetzung gewinnt, zahlen sollen immer die Belegschaften!

Geld arbeitet nicht und Gewinne werden nur durch „lebendige Arbeit“ erwirtschaftet.

Solange dieses Wirtschaftssystem besteht, wird (muss) die Jagd nach Höchstprofiten weitergehen – auf dem Rücken der abhängig Beschäftigten, weltweit!

Es sei denn, wir verändern das!

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"VW-Konzern ins Mark getroffen", UZ vom 16. Oktober 2015



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