Vor dem Streik

Nachdem in der dritten Verhandlungsrunde für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei der Deutschen Post AG keine Einigung erzielt werden konnte, sind die Kolleginnen und Kollegen nun von ver.di zur Urabstimmung aufgerufen worden. Das letzte Angebot der Kapitalseite hätte herbe Reallohneinbußen für die Beschäftigten bedeutet. Lehnen sie dieses ab, steht ein unbefristeter Streik bevor. Die Urabstimmung läuft bis zum 8. März.

Der überwiegende Teil der ver.di-Mitglieder bei der Deutschen Post AG ist im Niedriglohn beschäftigt. Sie sind von den hohen Preissteigerungen bei Lebensmitteln und Energie besonders betroffen. Um einen weiteren Reallohnverlust zu verhindern, fordert ihre Gewerkschaft ver.di deshalb 15 Prozent mehr Lohn.

Bei Warnstreiks vor der dritten Verhandlungsrunde waren Millionen Postsendungen liegengeblieben. Insgesamt hatten sich fast 100.000 Streikende an Arbeitskampfmaßnahmen beteiligt.

Die Deutsche Post AG drohte kurz vor Beginn der Urabstimmung am Montag damit, Betriebsbereiche auszugliedern und Stellen abzubauen. ver.di sieht dies als Versuch der Einflussnahme und Einschüchterung. Die Gewerkschaft wies darauf hin, dass der Konzern bereits Fremdvergabe einsetze, um Tarifbindung und Tarifautonomie zu unterlaufen, und forderte ein gesetzliches Verbot.

Darüber hinaus ist die Arbeitsbelastung bei der Deutschen Post in den letzten Jahren stark gestiegen. Das Sendungsvolumen hat sich während der Pandemie erhöht und sich bisher auf einem hohen Niveau gehalten. Dazu kommt der Personalmangel, der eine zusätzliche Belastung darstellt. Statt für Entlastung zu sorgen, hat der Post-Konzern jedoch die Arbeit weiter verdichtet und darauf verzichtet, entsprechend befristet Beschäftigte dauerhaft anzustellen.

Nun stehen die Zeichen auf Streik. Auch UZ ist davon betroffen, da sie mit der Post zugestellt wird. Redaktion und Verlag haben deshalb entschieden, alle Artikel der aktuellen Online-Ausgaben bis zum Ende des Tarifkonflikts freizuschalten.

Wir unterstützen diesen Streik – egal wie lange er dauert. Die UZ ist auf eine zuverlässige Zustellung angewiesen. Dafür braucht es mehr Personal zur dauerhaften Entlastung der Beschäftigten und das ist für einen Mindestlohn, von dem niemand leben kann, nicht zu haben.

Also, liebe Kolleginnen und Kollegen bei der Post: Bleibt bei der Forderung nach 15 Prozent – ihr seid es uns wert!

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Vor dem Streik", UZ vom 24. Februar 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol LKW.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit