Zu Leserbrief „Nicht seriös“, UZ vom 7. Februar

Von wegen „Nicht seriös“

Wolfgang Albers, Berlin

Franz Schoierer setzt mit seiner Kritik genau das fort, was schon während der Pandemie die öffentliche Debatte prägte und den rechten Trollen im gesellschaftlichen Diskurs Tor und Tür öffnete. Jedwedes staatliche Handeln rettete Menschenleben, jedwede Kritik wurde diskreditiert. In dem Artikel „Chronik einer Farce“ wird nicht mit einer Fülle von Zahlen „hantiert“, um Leser zu „beeindrucken“, hier soll mit den Zahlen, die allesamt aus Quellen des Senats stammen, die tatsächliche „Situation” in der Stadt dargestellt werden, der der Senat, so Schoierer, vermeintlich „Herr werden musste“.

Das Problem: Die reale Entwicklung der Pandemie in Berlin entsprach zu keinem Zeitpunkt den apokalyptischen Prophezeiungen, mit denen der Senat das eigene Handeln vor jeder Kritik abschirmte. (…) Mit Geldern, die zum Fenster rausgeschmissen werden, rettet man kein einziges Leben. Mit Geldern, die den Krankenhäusern erlauben, sich in den eigenen Strukturen dauerhaft pandemiefest zu machen, möglicherweise schon. Der Senat war ja nicht aufgefordert, nichts zu tun, sondern das Richtige. Und diese Alternative stand schon damals im Raum.

Übrigens: Die gleichen Reiter der Apokalypse, die nicht müde wurden, vor dem Überlaufen der Kliniken zu warnen und den immer noch unterbezahlten Pflegekräften mit großer Geste ihren wohlfeilen Applaus von den Balkonen gönnten, sind heute politisch verantwortlich für die Schließung ganzer Krankenhäuser auch in Berlin und verweigern den Pflegekräften immer noch die angemessene Bezahlung. Im kommenden Haushalt hat der Berliner Senat den ohnehin zu geringen Etat für seine Kliniken um 29 Millionen Euro gekürzt und in den Krankenhäusern streikt ver.di aktuell mal wieder für bessere Löhne.

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"Von wegen „Nicht seriös“", UZ vom 21. Februar 2025



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