Ferienlager der Roten Peperoni

Von Musik bewegt

Von Gustl Ballin

Auch in diesem Jahr war ich wieder als Helfer und mit 64 Jahren „Lagerältester“ im Sommerferienlager der Roten Peperoni. Es fand mitten in Bayern statt. Im sehr schönen Urdonautal bei Wellheim, in der Nähe von Eichstätt, das ich so auch erstmals kennengelernt habe. Das Wetter hat in diesem Jahr gepasst. Nur am letzten Tag bekamen wir etwas Regen ab. Ansonsten war es eher etwas zu heiß. Aber es gab auf dem Platz auch schattige Plätze.

Diesmal waren es wieder etwas mehr Teilnehmer, insgesamt über 60 Personen: Kinder, Kleinkinder, Jugendliche und Erwachsene. Leider konnten die griechischen Kinder aus Thessaloniki, die im letzten Jahr dank Soli-Spenden teilnehmen konnten, diesmal nicht mitkommen. Dafür waren erstmals Flüchtlingskinder aus Eritrea und Serbien mit dabei. Da ich wegen vielen anderen Aktivitäten keine Zeit hatte, die Vorbereitungswochenenden zu besuchen, konnte ich nicht, wie im vergangen Jahr, eine inhaltliche Aufgabe wahrnehmen. Im letzten Jahr machte ich zusammen mit Jugendlichen die Lagerzeitung „Zebra“. Eine „Zebra“ gab es diesmal erst am letzten Tag als Magazin. Gemäß dem diesjährigen Motto „Musik bewegt“ startete dafür das Experiment Lagerradio. Es sendete zu bestimmten Zeiten, brachte inhaltliche Beiträge, Interviews mit Kindern, verbreitete Nachrichten, überbrachte Grüße, spielte Wunschlieder ab und kommentierte das Geschehen beim Fußballturnier.

Das diesjährige Jahresmotto war schon des öfteren vorgeschlagen worden. Hartnäckige Befürworter haben es, bisher vergeblich, jedes Jahr auf die Landesmitgliederversammlung und ins Planungswochenende eingebracht. Dort wird ganz demokratisch über das Thema des nächsten Jahres abgestimmt. Wie wurde dieses Thema nun in einer sozialistischen Kinder Organisation angegangen? Ich war gespannt. Zum Einstieg gab es ein Quiz. Es wurde Musik aus Werbespots gehört und man musste raten, zu welcher Werbung es gehört. Dann wurde darüber geredet, wie Musik in der Werbung uns beeinflusst. Einige Tage später ging es um Protestbewegungen und ihre Lieder. Die Kindergruppen untersuchten Lieder, die sich mit der sozialen Gerechtigkeit befassten, sowie der Friedens-, Umwelt-/Anti-AKW-Bewegung und der Antifa. Die Lieder wurden angehört und besprochen. Wer hat sie für wen und warum geschrieben? Wer hat sie gesungen? Warum singen wir diese Lieder, die vor Jahrzehnten entstanden sind, noch immer? Daraus entstanden Radiobeiträge, Plakate zu den Liedern („Baggerführer Willibald“) und neue Sprüche zu Protestaktionen. Im dritten Teil gab es eine Musikalische Weltreise. Es wurden afrikanische Trommeln und lateinamerikanische Panflöten gebastelt, irische und südamerikanische Tänze einstudiert und gemeinsam Sirtaki getanzt.

Beim inhaltlichen Höhepunkt – eine abendfüllende Veranstaltung – zeigten dann alle Gruppen ihre gewonnenen Erkenntnisse in Form von Sketchen, neuen Songs und Tanzvorführungen. Neben dem Thema kamen aber auch Spiel, Spaß und Sport und Abenteuer nicht zu kurz. Gleich in den ersten Tagen ging es hinaus in die Natur. Eine ganztägige Wanderung, – unterbrochen von vielen Pausen – ging es meist durch kühle Wälder ins „Turi-Lager“. Diesmal eine Wiese nahe einer Burgruine. Dort wurde im Freien übernachtet. Leider konnte wegen Waldbrand-Gefahr kein Feuer entzündet werden. Dafür sah man die vielen Sterne und vor allem Sternschnuppen. Es war Sternschnuppenzeit.

Zurück im unserem Zeltlager konnte man in AG‘s T-Shirts batiken. Die Modelliermasse Fimo stand hoch im Kurs und bot allen die Möglichkeit, die eigene Kreativität auszuleben. Aber auch in der Holz-AG entstanden wahre Kunstwerke. Die Sportwettbewerbe wurden, wie auch das Lager-Lied, auf der ersten Lager-Vollversammlung beschlossen. Es gab ein Volleyball- und ein Fußballturnier sowie Federball und Tischtennis. Nur die Schachfreunde mussten wieder mal ohne Wettkampf ihr Können messen. Beim sogenannten Sporttag, der wie jedes Jahr mit sportlichen, lustigen, kniffligen und kreativen Aufgaben aufwartete, kam jeder auf seine Kosten. So musste man z. B. durch ein aus Seilen gebautes Spinnennetz klettern oder Wasserbomben durch Werfen und Fangen zu einem Eimer transportieren. Natürlich gab es auch wieder Geländespiele, eine Nachtwanderung und das Vampirspiel.

Der „Tages-Ausflug“ ging zu einem Badesee, denn leider gab es in der Nähe nur ein kleines Vereins-Schwimmbad ohne Allgemeinzugang. Traditionell gibt es an einem Abend das „Pepo-Buffet“. Dafür wird einen ganzen Nachmittag von allen gekocht, gebacken, Salate angerichtet und Nachspeisen produziert. Mitmachen und mitgestalten ist angesagt. Jede Gruppe hat z. B. die Möglichkeit, in Absprache mit der Küche, ihr Lieblingsessen für alle zu kochen.

Als diesjähriges Soli-Projekt wurde ein Krankenhaus in Pinar del Rio in Cuba ausgesucht. Hilde und Reiner von der Frendschaftsgesellschaft aus Stuttgart haben in den letzten Jahren schon viele Spenden dafür gesammelt und wichtiges Operationsbesteck gekauft. Sie stellten uns das Land Kuba, seine Menschen und das Krankenhaus, das auch eine große Kinderabteilung hat, an einem Abend vor. Es wurde beschlossen, dass der Erlös unseres „Kioskes“ – dort konnte man sein Taschengeld in Süßigkeit umsetzen – hierfür gespendet wird.

Es waren zwei schöne Ferienlagerwochen. Viele freuen sich schon auf die Herbstfreizeit. Wer mit will oder sich sonst für die Arbeit der Roten Peperoni interessiert, informiert sich am besten auf www.rotepeperoni.de.

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"Von Musik bewegt", UZ vom 28. August 2015



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