Kubanische Ärzte scheinen etwas Ehrwürdiges zu haben. Das Gesicht des einen (s. Foto), zugegeben in Argentinien geboren, ziert so manche Wand, so manchen Oberarm und so viele T-Shirts. Er steht stellvertretend für Freiheit und Solidarität. Einmal sagte er, dass Solidarität die Zärtlichkeit der Völker sei. Ein so lyrischer wie praktischer Satz. Denn zärtlich ist Mensch nicht durch Worte, oder Verlautbarungen, sondern nur durch die Tat.
Bei diesem Maßstab fallen viele durch. Vor einem Jahr konnte dieses Spektakel miterlebt werden. Die Seuche Ebola brach aus. Tausende Erkrankungen. Die Ausbreitung schien unkontrollierbar – was natürlich auch den Grund für all die europäische Angst darstellte. Viel wurde dazu endlos lang in unzählige Mikrofone gesprochen. Praktische Hilfe leistete aber nur eine Nation. Nur ein Land hat seine Kinder geschickt, um die afrikanischen Brüder und Schwestern nicht im Stich zu lassen. Kuba. Von der FAZ bis zumSpiegel sah man sich genötigt dieser Politik Respekt zu zollen – wenn auch natürlich nur widerwillig. Alles weitere, die Eindämmung, die Kontrolle und das Verschwinden aus den Medien ist Geschichte.
Zwei dieser Internationalisten hatten sich nun zum Besuch in Deutschland angekündigt. In zwölf Städten wollten sie die Geschichte ihres Einsatzes erzählen. Und natürlich über dessen Grundlage. Am Flughafen wurde vergeblich auf sie gewartet – dann kam der Anruf. Leider müsse die Rundreise entfallen. Sie werden im Tschad gebraucht. Da konnte man nicht einmal sauer sein. So mussten nun elf Veranstaltungen abgesagt werden. Nur die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Nürnberg und der Kreis der DKP Mittelfranken weigerten sich die Realität anzuerkennen und führten die Veranstaltung einfach trotzdem durch. Zwar nicht mit den Ärzten, aber dennoch zur medizinischen Hilfe Kubas in aller Welt. Dazu kam extra Roberto von der kubanischen Botschaft angereist. Weder ist er Arzt noch war er im Einsatz gegen Ebola. Stattdessen berichtete er von seinem Hilfseinsatz in Haiti. Nach einem Erdbeben 2010 waren kubanische Ärzte als erste dort. Was nur daran lag, weil Kuba bereits vorher in dem bitterarmen Land tätig war. Von dieser Erfahrung berichtete uns Roberto. Er sprach viel von der Escuela Latinoamericana de Medicina, der lateinamerikanischen Medizinschule auf Kuba. Wo Studierende, die nicht die Möglichkeit hätten in ihrem Heimatland Medizin zu studieren, dies auf Staatskosten Kubas in der Nähe Havannas tun können. Dies gilt vor allem für Lateinamerikaner, aber auch US-Amerikaner kamen bereits in den Genuss. Nur macht dies Kuba nicht, um einzelnen Glückspilzen einen Spitzenverdiener-Job zu verschaffen. Die Bedingung lautet, wir bilden euch kostenlos und mit Stipendium aus, dafür geht ihr zurück in euer Land und arbeitet dort für das Wohlergehen eures Volkes. Wir schenken euch die Ausbildung – ihr schenkt euren Armen Linderung in ärgster Not. Das ist der Deal. Bereits 5 000 Absolventen hat die Hochschule verabschiedet.
Roberto machte auch immer wieder deutlich: Eine Ausbildung und eine Gesundheitspolitik, die auf Profit ausgerichtet ist, wird so etwas niemals leisten können. Die tausenden kubanischen Ärzte in zahllosen Armenvierteln dieser Welt, sind nur möglich, wenn die Gesundheit des Menschen das einzige Ziel darstellt. Nur der Sozialismus bildet die Grundlage für diesen Internationalismus. Auch die wirtschaftlichen Grundlagen dieser Arztmissionen wurden beleuchtet. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) zahlt für derlei Aktivitäten nur in den seltensten Fällen. Die Staaten denen es möglich ist, zahlen für den Einsatz der Mediziner (z. B. Thailand, Katar, Brasilien u.v.m.) oder liefern Ressourcen (Venezuela) oder eben auch nicht. Insgesamt bringt dies dem kubanischen Staat 8 Mrd. Dollar ein. Mehr als der Tourismus. Neben der Betreuung von zahlreichen Menschen, denen dies bisher verwehrt blieb, kann sich der kubanische Staat überlebenswichtige Devisen verschaffen. Eine Win-Win-Situation.
Über zwei Stunden dauerte die anschließende Diskussion – oder nennen wir es lieber – Fragestunde. Von kubanischen Ausbildungsbedingungen, über Windkrafträder und Solaranlagen, bis zu den Beziehungen zu den USA kam so ziemlich alles auf den Tisch. Wir danken Roberto herzlich für seine Zeit, seine spontane Zusage und seine Antworten und Petra, dass die Antworten nicht nur schön klangen, sondern sie uns diese auch noch verständlich machte.