Das Stadthaus in Hamburg tut sich schwer mit seiner Vergangenheit

Vom Terror zur Luxusmeile

Von Christoph Hentschel

Das Stadthaus wurde an die Immobilienfirma Quantum veräußert, welche einen umfassenden Umbau vornahm. So wurde das gesamte Gebäude entkernt und neu aufgebaut und der im Krieg zerstörte Eckturm wieder hergestellt. Nach dem Vorbild der Berliner „Hackeschen Höfe“ möchte man dort eine Reihe von Luxusgeschäften etablieren. Die im Kaufvertrag eingegangene Verpflichtung, eine 750 Quadratmeter große Gedenkstätte einzurichten, versucht man bestmöglich zu umschiffen.

Das Stadthaus entstand 1814 als Sitz der Stadtverwaltung und der Polizei in Hamburg, zwischen dem Neuen Wall und dem Bleichenfleet, durch Umbau und Erweiterung des 1710 errichteten Görtz-Palais, das bereits von 1811 bis 1814 während der französischen Besetzung als Rathaus gedient hatte.

In der Nacht nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 wurden die Beamten der im Gebäude ansässigen Staatspolizei durch NSDAP-Mitglieder sowie SA- und SS-Angehörige ersetzt. Im Dezember 1935 wurde das Stadthaus offiziell zum Gestapo-Hauptquartier erklärt. Im Keller wurden Räume eigens für die Verhöre und Folterungen eingerichtet. 1943 wurde es bei der „Operation Gomorrha“ der Royal Air Force zerstört. Bei den Luftangriffen wurden die dort lagernden Aktenbestände vernichtet, so dass man bis heute keine genauen Zahlen der im Stadthaus  Gequälten nennen kann.

Aber nicht nur die im Stadthaus ansässige Gestapo war an den Verbrechen der Nazis beteiligt. Auch die Kriminal- und die Ordnungspolizei waren an Einsätzen gegen Regimegegner, Homosexuelle, Sinti und Roma und Juden beteiligt. Diese erstreckten sich nicht nur über Norddeutschland, sondern auch über Österreich und die Tschechoslowakei und nach Kriegsbeginn bis in die „Ostgebiete“.

Nach dem Krieg wurde das Stadthaus wieder aufgebaut und die Hamburger Baubehörde bezog das Gebäude-Ensemble. Seit 2009 steht es unter Denkmalschutz. Bis Sommer 2013 hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt im Stadthaus ihren Sitz.

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"Vom Terror zur Luxusmeile", UZ vom 11. Mai 2018



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