Soziale Liste Bochum zur aktuellen Entwicklung beim Musikzentrum

Vom Drama zur Tragödie?

Von Günter Gleising

„Immer mehr tritt ein, was Kritiker des Projektes Bochumer Konzerthaus/Musikzentrum, seit Jahren feststellten, Baukosten und Folgekosten sind ebenso unrealistisch berechnet wie die verkündeten Fertigstellungstermine“, kommentiert Günter Gleising, Ratsmitglied der Sozialen Liste die neuerliche Kostensteigerung bei dem „Leuchtturm“.

Aktuell will die Stadt zwei Mio. Euro zusätzlich für den Prestigebau aufbringen und dafür Maßnahmen wie den Bau von Schulmensen streichen. Der Finanzierungsanteil der Stadt Bochum verdoppelt sich damit. Auch der ursprünglich verkündete 28. Juni 2015 als Fertigstellungstermin wurde mehrfach verschoben (Vorlage 20151518).

Die Soziale Liste Bochum hat seit vielen Monaten auf Verteuerungen durch Baukostensteigerung, die Nichterfassung aller Kosten und Kostenüberschreitungen im Innenausbau hingewiesen und den Baubeschluss abgelehnt. Gleiches gilt für den Rahmen der Folge- und Betriebskosten. Zu fragen ist ebenso, ob die Bochumer Symphoniker überhaupt in der Lage sind, wie jetzt vorgesehen, auch die „organisatorische und wirtschaftliche Verantwortung“ für das Musikzentrum zu übernehmen. „Aus Sicht der Sozialen Liste ist es skandalös, wie die Stadt bei 1,7 Mrd. Schulden, der kürzlich verkündeten Haushaltssperre und dem Stellen- und Sozialabbau weitere Millionen in das Prestigeprojekt investiert“, erklärt Helgard Althoff, Vorsitzende des kommunalen Wahlbündnisses. Ebenso skandalös ist, wie die Stadt immer wieder das Musikhaus als Haus für die Musikschule darstellt, gleichzeitig aber die Gebühren für teilnehmende Kinder erhöht. Auch die Bedingungen für die Teilnahme an „Jedem Kind ein Instrument (JEKI)“ haben sich deutlich verschlechtert.

In den Fokus der Kritik rücken immer mehr Bochums Kulturdezernent Michael Townsend und Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz. In einer Mischung aus Naivität und Verbiegung der Fakten hatte Scholz in ihrem Grußwort zum Jahreswechsel 2014/15 zum Bau des Musikzentrums den Bochumer Bürgerinnen und Bürgern erklärt: „Der Bau hat sichtbar Gestalt angenommen. Beteiligte Baufirmen sowie städtische Mitarbeiter/innen haben durch ihre effektive Zusammenarbeit die Fertigstellung des Rohbaus im vorgegebenen Zeitfenster möglich gemacht“. Neben „der neuen Spiel- und Probenstätte der Bochumer Symphoniker“ werden auch die Bochumer Musikschüler im „kommenden Jahr“ ihr Forum finden, so die Oberbürgermeisterin. Jetzt sechs Monate später stellt sich die ganze Situation völlig anders dar, ist das Bochumer Musikzentrum mit vielen Fragezeichen und weiteren Belastungen verbunden.

„Ich bin gewiss kein Hellseher, aber dass weitere Kostensteigerungen kommen werden erscheint unvermeidlich, aber erst nach der Oberbürgermeisterwahl“, sagt Günter Gleising, der für die Soziale Liste bei dieser Wahl antritt. Vor diesem Hintergrund und dem abgelehnten Bürgerbegehren darf sich niemand wundern, wenn sich Menschen von der Kommunalpolitik im Bochumer Rathaus abwenden und Interesse und Beteiligung an Wahlen schwinden.

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"Vom Drama zur Tragödie?", UZ vom 10. Juli 2015



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