Zu den Reaktionen des Wertewestens auf Proteste gegen Corona-Maßnahmen in China

Völlig absurd

Rolf Jüngermann

Die Situation ist wieder einmal völlig absurd. Die westlichen Mainstreammedien springen im Dreieck. Die einen hier in der BRD voller Schadenfreude und Besserwisserei angesichts wachsender Probleme Chinas mit der saisonbedingt zunehmenden Zahl der Corona-Infektionen. Die anderen (Bloomberg in den USA) genau andersherum: nämlich in tiefer Sorge über die Folgen, die eintreten würden, sollte die chinesische No-Covid-Strategie scheitern.

Zu den Fakten: In der BRD hatten wir in den letzten sieben Tagen in der Summe knapp 150.000 neue Fälle von Corona – bei etwa 80 Millionen Einwohnern. In der VR China waren es im gleichen Zeitraum (bis 27. November) ein bisschen mehr, nämlich 200.000 neue Fälle – bei einer gut 17mal so großen Einwohnerzahl von etwa 1.400 Millionen. Und dennoch schämen sich unsere Medien nicht Hurra zu schreien, „Hurra, bei uns ist Corona so gut wie überwunden, aber China hat Riesenprobleme.“ Ein derartiger Unfug, dass es einem die Sprache verschlägt. Man ist hierzulande wieder einmal Opfer der selbstgeschaffenen Mythen über die VR China geworden.

Zu den Protestaktionen: Bei den im Rahmen der „dynamischen Null-Covid-Strategie“ zur Anwendung kommenden NPI (nicht-pharmazeutische Interventionen) handelt es sich bekanntlich vor allem um Massentests (bisher über 10 Milliarden Tests) und Mobilitätseinschränkungen unterschiedlichster Art. Sie bringen vorübergehend zum Teil schwere Härten gegenüber betroffenen Teilen der Bevölkerung mit sich, zumal dort wo sie bürokratisch unflexibel und wenig einfühlsam zur Anwendung gebracht werden. Dort kann es dann naturgemäß mehr oder weniger lautstarke Proteste geben. Das ist in China durchaus alles andere als ungewöhnlich. So ist China zum Beispiel das streikfreundlichste Land der Erde.

Inzwischen ist man landesweit längst dabei, die gewählten Maßnahmen „dynamisch“ weiterzuentwickeln, das Vorgehen flexibler zu gestalten, überflüssige Belastungen zu vermeiden, das System der NIP immer weiter zu perfektionieren. Dies übrigens nicht nur zur weiteren Entlastung der Bürger sondern erklärtermaßen auch mit dem Ziel, Produktion und Verkehr im Lande und auch gegenüber dem Ausland so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.

Das bisherige Ergebnis von Chinas dynamischer Null-Covid-Strategie zeigt, dass das rigoros und auf Einzelinteressen nur wenig Rücksicht nehmende System dem westlichen Vorgehen um ein Vielfaches überlegen war und ist. Unter anderem auch mit dem Einsatz von tausenden Freiwilligen und Kadern der Kommunistischen Partei ist es bisher gelungen, die Seuche im Zaum zu halten und vor allem die Zahl der Corona-Toten extrem niedrig zu halten. Und wir haben allen Grund zu der Hoffnung dass das auf dem eingeschlagenen Wege auch weiterhin gelingen wird.

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