Nguyen Phú Trong, Generalsekretär der Kommunistischen Partei gestorben

Vietnam geprägt

Mit dem Tod von Nguyen Phú Trong, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams (KPV), hat das sozialistische Vietnam einen schweren Verlust erlitten. Er starb am 19. Juli nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren, meldete „Vietnam News Agency“ (VNA). Er war schon seit längerer Zeit in der Öffentlichkeit nicht mehr präsent. Im Juni hatte er noch den russischen Präsidenten Putin in Hanoi empfangen.

Bis zur Wahl eines neuen Generalsekretärs durch das Zentralkomitee übernimmt Staatspräsident To Lam als Politbüromitglied die Führung der Partei. Es wird auch für möglich gehalten, dass das Amt des Generalsekretärs der KPV und des Staatschefs wieder in einer Hand vereinigt werden und der 67-Jährige To Lam beide Funktionen ausüben könnte.
Der 1944 als Sohn einer Bauernfamilie in einem Vorort von Hanoi geborene Phú Trong war vom Juni 2006 bis zum Juli 2011 Vorsitzender der Nationalversammlung Vietnams, bevor er im Januar 2011 zum Generalsekretär der Partei gewählt wurde. Vom Oktober 2018 bis April 2021 war er gleichzeitig Staatspräsident.

Nach einem Studium der Philologie in Hanoi promovierte Phú Trong in der So­wjet­union. Ausgehend von den Lehren und Erfahrungen Ho Chi ­Minhs trug er entscheidend zur schöpferischen Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Entwicklungsbedingungen des Landes und des Weges Vietnams zum Sozialismus bei. Im Mai 2021 hatte er in der Parteizeitung „Nhan Dan“ in einem viel beachteten Beitrag betont, dass die sozialistische Revolution die einzige Form der sozialen Umwälzung zu einer von Ausbeutung freien Gesellschaft unter Führung der Kommunistischen Partei ist. Er hat, wie Präsident To Lam in der Würdigung seiner Rolle hervorhob, den Kurs des „Doi Moi“, der Einbeziehung privatkapitalistischer Betriebe in Industrie, Landwirtschaft und im Finanzsektor, als Weg zum Sozialismus, der den kapitalistischen Weg umgeht, entscheidend geprägt.

Dazu musste Vietnam mit ausländischen kapitalistischen Unternehmen, dem Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und seit 2019 mit der Europäischen Union zusammenarbeiten. Auf diesem Weg hat Nguyen Phú Trong „in der revolutionären Praxis, mit strategischer Vision den Marxismus-Leninismus und die Gedanken Ho Chi Minhs schöpferisch angewandt und ständig weiterentwickelt, so dass unser Land heute ein Ansehen und eine internationale Position wie noch nie zuvor innehat“, heißt es in einer Stellungnahme der KPV. Dabei hat er nicht nur gegen alle Sabotagepläne feindlicher Kräfte gekämpft, sondern ist ebenso entschlossen und beharrlich gegen Erscheinungen des Individualismus innerhalb der Partei, gegen Korruption und ungesunde Praktiken vorgegangen.

Im Ergebnis einer von Nguyen Phú Trong geführten Antikorruptionskampagne wurden zahlreiche hochrangige Beamte zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, sogar zwei Staatspräsidenten mussten zurücktreten. Während westliche Medien ihn wegen seiner konsequenten Wahrung der führenden Rolle der Partei und der Ablehnung eines Mehrparteiensystems als „Hardliner“ diffamieren, stand er nicht zuletzt dank seiner Antikorruptionspolitik im Ruf eines bescheidenen und respektvollen Politikers, der bei den Vietnamesen sehr beliebt war.

Seine Betonung der führenden Rolle der Partei habe eine „moderne und effektive nationale Regierungsführung“ gewährleistet, die „die Voraussetzungen für eine schnelle und nachhaltige nationale Entwicklung erfüllt, um bis 2045 ein einkommensstarkes, sozialistisch orientiertes Industrieland zu werden“, erklärte Präsident To Lam, der ebenfalls das Wirken des Verstorbenen für die Polizei und die Armee als „Schwert und Schild“ zum Schutz des Landes, des Friedens und der Stabilität hervorhob.

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"Vietnam geprägt", UZ vom 26. Juli 2024



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