„Viele Erwerbslose kennen ihre Rechte nicht“

Werner Sarbok im Gespräch mit Antje Potratz und Andreas Richter, DKP Gladbeck

UZ: Mal abgesehen von den fünf Euro mehr, die es ab 2016 gibt: Bekommen nach euren Erfahrungen die Erwerbslosen vom Jobcenter das, was ihnen rechtmäßig zusteht?

Antje Potratz

Antje Potratz

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Antje Potratz: Nein, häufig ist das nicht der Fall. Viele Erwerbslose kennen ihre Rechte nicht, und wissen deshalb natürlich auch nicht, was sie überhaupt beantragen können.

Andreas Richter: Hinzu kommt, dass falsche Berechnungen von den Menschen nicht überprüft werden können.

UZ: Mit welchen Problemen kommen die Menschen in eure Bürgersprechstunde?

Andreas Richter: Das Spektrum geht von allgemeinen Nachfragen im Alltag und Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen bis hin zu zugespitzten Notsituationen wie drohende oder vollzogene Stromsperren.

Antje Potratz: Oft kommt es vor, dass die Menschen durch willkürliche Sanktionen in bedrohliche Situationen gebracht werden. Zum Beispiel führen falsche Berechnungen seitens des Jobcenters häufig zu finanziellen Engpässen, und diese wiederum zu Mietrückständen … Die Palette ist schon ziemlich umfangreich.

UZ: Könnt ihr denn helfen? Und wenn ja, wie?

Antje Potratz: Wichtig ist, dass die Ratsuchenden erst einmal jemanden haben, der mit ihnen die Unterlagen fachkundig prüfen kann. Häufig ist es bereits eine große Unterstützung, ihnen beim Ausfüllen der Formulare zu helfen.

Gegebenenfalls formulieren wir auch mit ihnen einen Widerspruch oder stellen einen Überprüfungsantrag. Wir machen auch gemeinsam mit den BürgerInnen Termine mit dem Jobcenter und begleiten sie dabei.

UZ: Was ist das Ziel eurer Beratung?

Andreas Richter

Andreas Richter

( unknown)

Andreas Richter: Natürlich sollen die Betroffenen zu ihrem Recht kommen. Aber wir wollen in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe leisten, die Menschen aktiv unterstützen, für ihre Rechte auch selbst aktiv werden zu können. Dazu ist natürlich das Wissen um diese eine erste Voraussetzung.

Antje Potratz: Genau diese Hilfe zur Selbsthilfe ist der entscheidende Punkt. Und für uns KommunistInnen ist es auch ganz wichtig, den BürgerInnen solidarisch zur Seite zu stehen und diese Solidarität auch zu vermitteln. Im Kampf gegen Behörden- und Beamtenwillkür vermag sie doch Erfolge zu erreichen.

UZ: Wie ausgelastet seid ihr mit eurer Beratung und wie seid ihr erreichbar?

Antje Potratz: Am Anfang eines Monats sind es doch schon einige mehr, da kommen durchaus zehn Ratsuchende in die Sprechstunde.

Die Sprechstunden sind von Montag bis Donnerstag von 10.00 Uhr bis 12.00 Uhr im Rolf-Krane-Zentrum der DKP, Friedenstraße 16. Wir sind auch telefonisch erreichbar unter der Nummer 02043/9338933 oder über facebook (Bürgerberatung DKP-Gladbeck), da können auch Termine außerhalb der Sprechstunden vereinbart werden.

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"„Viele Erwerbslose kennen ihre Rechte nicht“", UZ vom 29. Januar 2016



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