Zu „Da helfen weder Lügen noch Lichtfest“, UZ vom 18. Oktober

Verzwergte DDR-Menschen?

Gerd-Rolf Rosenberger, Bremen-Nord

Ein Unrechtsstaat war sie also. Nach der sogenannten Wende wurden alle DDR-Staatsnahen wie Feinde behandelt, entrechtet, gedemütigt. Die Biographien des antifaschistischen Bildhauers Fritz Cremer und von Lea Grundig zerstörte man. Auf drei weitere Biographien sollte man gerade in diesen Tagen der „Einheitsfeiern“ besonders eingehen. Dem jüdisch-kommunistischen DDR-Außenpolitiker Hermann Axen raubte man sein gesamtes Privatvermögen, seiner schwer beeinträchtigten Ehefrau Sonja wurde 1992 die monatliche Entschädigungsrente von 800 DM aberkannt. Die jüdische Familie Axen überlebte den Holocaust nicht; Hermann Axen war insgesamt sieben Jahre im Zuchthaus, im Vernichtungslager Auschwitz und KZ Buchenwald bis zur Selbstbefreiung inhaftiert. Die jüdische Familie Rapoport hatte drei Leben – in Nazideutschland, in den USA und in der DDR. Ihr ältester Sohn Tom, Biochemiker, gehörte zu den abgewickelten Wissenschaftlern. Doktorvater des Mathematikers Peter Scholze, Träger der Fields-Medaille, die man mit einem Nobelpreis vergleichen kann, war Professor Michael Rapoport. Schmerzlich für die ganze Familie war, dass beim Anschluss die Chance einer auf positiven Erfahrungen in beiden deutschen Staaten fußenden Integration vertan wurde. Inge Rapoport war 102 Jahre alt, als sie ihre Doktorarbeit als weltweit anerkannte Kinderärztin nach 77 Jahren – 1937 als Jüdin keine Zulassung für die Doktorprüfung – vor drei medizinischen Uni-Professoren in Hamburg verteidigte. Verzwergte DDR-Menschen? (Arnulf Baring)

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"Verzwergte DDR-Menschen?", UZ vom 25. Oktober 2024



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