Abstruse Argumentationen zur Befeuerung des Krieges in der Ukraine ist man ja inzwischen gewohnt: die Russen sprengen ihre eigenen Pipelines, in den Gebäuden von Asowstal in Mariupol verschanzen sich nur gutmütige Ukrainer und nicht Nazis, die sich wie solche benehmen, und wenn die Ukraine eigene Städte mit Raketen beschmeißt, können nur deutsche „Taurus“ helfen (siehe Seite 6). Die Absurdität der Woche hat sich der kanadische Premierminister Justin Trudeau geleistet. Nachdem sein Parlamentssprecher Anthony Rota zum Besuch von Wladimir Selenski mit Yaroslaw Hunka ausgerechnet einen Nazi der SS-Division Galizien ins Parlament eingeladen und ihn als „Verteidiger der Ukraine gegen Russland“ vorgestellt hat, stehende Ovationen inklusive, musste ein Statement her. Nachdem Trudeau zugegeben hat, dass die Sache ein bisschen peinlich für das Parlament und die Kanadier insgesamt war, auch extrem schlimm, besonders für die jüdischen Bürger Kanadas, kommt er zu dem, was ihm am Herzen liegt: die Schuld auf die anderen zu schieben. Und so kommt er zu dem, was in einer Situation, in der ein ganzes Parlament einem Nazi zujubelt, die einzig richtige Schlussfolgerung ist: „Es wird wirklich wichtig sein, dass wir uns alle gegen die russische Propaganda und die russischen Desinformationen wehren und unsere unerschütterliche und unmissverständliche Unterstützung für die Ukraine fortsetzen.“ Erklärung nicht nötig. Hauptsache, der Russe war es.
Verteidiger der Ukraine gegen Russland
Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.
An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)