Die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die rund 850.000 Beschäftigten des Bauhauptgewerbes sind am 4. Juni ohne Ergebnis vertagt worden. Anders als in anderen Branchen boomt die Bauwirtschaft trotz Corona weiter. Kurzarbeit spielt in der Branche keine Rolle, die Betriebe schieben hohe Auftragsbestände aus 2019 und dem ersten Quartal 2020 vor sich her. In den ersten drei Monaten stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Mehrfamilienhäuser laut Statistischem Bundesamt um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal und zugleich wurde das Personal um 4 Prozent aufgestockt. Die Bundesagentur für Arbeit meldet weitere 2.800 offene Stellen für Fachkräfte. Dazu kommt ein Konjunkturpaket der Bundesregierung, das weitere starke Impulse für die Bauwirtschaft setzen wird.
Nach der Vertagung sagte IG-BAU-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführer Carsten Burckhardt: „Wir sind sehr enttäuscht, dass es dennoch nach wie vor kein verhandlungsfähiges Angebot der Arbeitgeber gibt. Vielmehr verfestigt sich der Eindruck, dass sie die Verhandlungen künstlich in die Länge ziehen wollen, obwohl wir durch den Lockdown bereits erheblich in Verzug geraten sind. Das ist nicht mehr nachvollziehbar. Unsere Kolleginnen und Kollegen am Bau arbeiten am Limit – auch während der Corona-Beschränkungen. Nichts deutet auch nur im Ansatz darauf hin, dass die Bauwirtschaft einbricht.“
Die IG BAU fordert kräftige Lohnerhöhungen und ein Plus der Ausbildungsvergütung sowie eine Entschädigung der Wegezeiten der Baubeschäftigten zu den Baustellen.