Die Deutsche Bundesbank ist unabhängig (und unkontrolliert). Politische Einflussnahme auf ihre Tätigkeit streng verboten. Andersherum versucht sie kräftig Einfluss auf die Politik zu nehmen. Insbesondere auf die Sozialpolitik.
Im jüngsten Vorstoß mischt sie sich in die Rentenpolitik ein. Steigende Rentenlasten sollen durch die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf 69 Jahre und 4 Monate gedämpft werden. So lautet die Empfehlung, die auf Prognoserechnungen bis zum Jahr 2070 zurückgeht. Die zugrunde liegenden demografischen Prognosen über 30 oder 50 Jahre wurden wiederholt als ungeeignete Kaffeesatzleserei kritisiert, so zum Beispiel auf den „NachDenkSeiten“.
Im Jahre 1900 kamen zwölf Personen im erwerbsfähigen Alter auf einen Rentner. 1950 war das Verhältnis sieben zu eins. Im Jahre 2000 sank das Verhältnis auf vier Erwerbsfähige zu einem Rentner. Dennoch ist über diesen Zeitraum von 100 Jahren der Lebensstandard der Rentner und der Erwerbstätigen enorm gestiegen. Möglich war das durch die gestiegene Produktivität in den Arbeitsprozessen.
Das Wort „Produktivität“ kommt in dem 26-seitigen Papier der Bundesbank nicht vor. Die Entwicklung der Produktivität ist aber der entscheidende Faktor, um einschätzen zu können, ob und wie wachsende Belastungen durch die Gesellschaft getragen werden können. Die Expertisen der Bundesbank und anderer neoliberaler „Think Tanks“ verfolgen das Ziel, den Zweig der privaten Vorsorge zu verstärken. Das geht nur, wenn die gesetzliche Rente mickrig gemacht wird.