Donnerstag, 25. 8.: Ich schleiche mit meinem Fiat Punto gen Berlin zum UZ-Pressefest. 271 Lkw-Fahrer haben sich augenscheinlich verabredet, mich nicht an einem Stück ankommen zu lassen. Sie ziehen ständig ohne Blinken auf die mittlere Spur. Eine Horrorfahrt. Verrückt.
Freitag, 26. 8.: Es gießt Elefantenjunge und Dinosauriereier. Ich bin trotzdem freiwillig auf dem Platz, schleppe bei Starkregen circa 200 Tische und 400 Bänke. Zum Teil mit Genossen, die keine halbe Bank auch nur einen Zentimeter heben können und deshalb alle aufhalten. Das Gegenteil von gut ist halt gut gemeint. Danach steige ich in den Laster und sortiere drei Tonnen Material aus der Druckerei auseinander. Abends tot.
Samstag, 27. 8.: Früh um 8.00 Uhr den UZ-Shop-Stand aufbauen, ohne Dusche und Frühstück, wieder nur schwere Pakete, dann eine 14-Stunden-Schicht. Die Füße? Schreien. Abends tot.
Sonntag, 28. 8.: Früh um 8.00 Uhr den UZ-Shop-Stand aufbauen, ohne Dusche und Frühstück, wieder nur schwere Pakete, dann eine 10-Stunden-Schicht. Die Füße? Schreien. Abends tot.
Montag, 29. 8.: Ich schleiche mit meinem Fiat Punto gen Dortmund. 271 Lkw-Fahrer haben sich augenscheinlich verabredet, mich nicht an einem Stück ankommen zu lassen. Sie ziehen ständig ohne Blinken auf die mittlere Spur. Eine Horrorfahrt. Verrückt.
Und sonst I. Gesehen hab ich: eigentlich nix. Gehört habe ich: Banda Bassotti und Eisbrenner, unser Stand befand sich parallel zur Hauptbühne. Und Achim Bigus zwei Minuten, in einem Dixi-Klo beim Pinkeln (also ich, nicht er). Das ist alles schade. Aber das ist halt auch Pressefest, da muss jede/r weit über seine Grenzen gehen, damit es funktioniert. Isso.
Und sonst II. Rehnagel-Fans habe ich, wer hätte das gedacht! Der Stand der UZ-Redaktion gab sehr dezent sachdienliche Hinweise: „Der Karl soll am UZ-Shop arbeiten, gegenüber.“ Hmmm. Da standen: Drei jugendliche Frauen, Kollege C., der definitiv zu jung für all die körperlichen Gebrechen eines Karls ist und … ich. Schwere Auswahl. Und so fanden mich um die 20, 30 Fans, es gab herzhafte Umarmungen, ich war gerührt und wurde geschüttelt. Das war schön. Auch wenn ich sie alle toll fand, will ich die Bremer Schalkerin (!) und den Sportsfreund aus Lotte besonders grüßen. Bemerkenswert auch eine junge Frau, die das Buch bei mir kaufte. „Der Karl bin übrigens ich.“ „Wer ist Karl?“ „Na, du hast gerade mein Buch gekauft“. „Ach. Das hab ich ganz spontan gekauft, weiß gar nicht, was das ist. Ich fand das Cover so schön“. Verrückt.
Und sonst III. Eine Genossin kam an den Stand, schon sichtlich überarbeitet, und schaute sich das Pressefest-Shirt an. Nach erstem Stirnrunzeln schallendes Gelächter. Ich verunsichert: „Stimmt was nicht mit dem Shirt“? Sie: „Schau selber.“ Und tatsächlich, irgendein Depp – sicher ich, die anderen am Stand haben höhere Schulbildung – hat das T-Shirt so gefaltet, dass das „Gem“ nicht zu lesen war. Nun stand da als Motto: „einsam kämpfen – Gemeinsam feiern!“ Sah man das teilweise krasse Gefälle beim Arbeiten – viele GenossInnen schufteten Doppel- und Dreifachschichten, während einige erstaunlich gut frisiert und augenscheinlich bar jeder Aufgabe über das Gelände flanierten –, wurde für uns ein Schuh draus. Wir lachten jetzt beide. Verrückt.
Und sonst IV. Ein wahnsinniges Dankeschön an Nina, Stella und Sophia, die gar nicht eingeteilt waren und trotzdem mit jugendlichem Eifer acht Stunden am Shop geholfen haben! Ohne euch wären wir untergegangen.
Dienstag, 30. 8.: Anstatt die brennenden Füße hochzulegen, brettere ich nach Essen, die neue UZ layouten. Einige wenige weitere GenossInnen, die auch in Berlin geschuftet haben, sind ebenfalls vor Ort. Ich will ja jetzt auch nix mehr sagen, aber wahrscheinlich sind wir tatsächlich völlig: Verrückt.
Pace