Verdienter Mangel

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat Betriebs- und Personalräte zum Mangel an Arbeitskräften befragt. Sie sehen unattraktive Arbeitsbedingungen wie niedrige Bezahlung oder ungünstige Arbeitszeiten als wichtige Gründe dafür, warum in bestimmten Branchen Personalmangel herrscht. Je nach Qualifikationsprofil der offenen Stellen sehen ein Viertel bis ein Drittel der Befragten darin den wichtigsten Faktor für Schwierigkeiten bei der Personalgewinnung in ihrem Betrieb.

Die Studienergebnisse basieren auf Daten der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021/22, an der knapp 3.900 Betriebsratsmitglieder in Unternehmen und Dienststellen ab 20 Beschäftigten teilgenommen haben.

Dass Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft verbreitet ist, bestätigen die befragten Betriebs- und Personalräte: 56,2 Prozent von ihnen geben an, dass in den vergangenen 24 Monaten nicht alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden konnten. Besonders hoch ist der Anteil mit 80,2 Prozent im Gesundheitswesen und mit 72,2 Prozent im Baugewerbe. Neben der Branche spielt das erforderliche Qualifikationsniveau eine wichtige Rolle: Von den Befragten, deren Betrieb von Personalnot betroffen ist, berichten 70,5 Prozent, dass Stellen für Hochqualifizierte vakant geblieben sind, bei 63,2 Prozent waren es Arbeitsplätze für Fachkräfte mit Berufsausbildung. Probleme bei der Gewinnung von Auszubildenden geben 28,6 Prozent zu Protokoll, Personal für einfache Tätigkeiten fehlt bei 19,4 Prozent.

Als Hauptgrund für die Probleme nennen die Betriebs- und Personalräte mehrheitlich den Mangel an geeigneten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt. Relevant sind aber auch schlechte Arbeitsbedingungen als „hausgemachter“ Faktor: Wenn es um fehlendes Personal für einfache Tätigkeiten geht, halten gut 32 Prozent die unattraktiven Konditionen für ausschlaggebend.

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"Verdienter Mangel", UZ vom 8. Juli 2022



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