Zur Diskussion über „Sexarbeit“

Verbot der Prostitution zwingend erforderlich

Von Barbara Kuprat für den DKP Frauenarbeitskreis Essen

Zu dem Interview mit Frank Laubenburg in der letzten UZ „Vermietung ist die effektivste Zuhälterei“ erreichte uns folgende Stellungnahme:

Der zentrale Frauenarbeitskreis der DKP hat sich lange und ausführlich mit dem Thema Prostitution beschäftigt und ist zu dem Schluss gekommen, das ein Verbot der Prostitution zwingend erforderlich ist. Wichtig ist uns dabei, nicht die Prostituierten zu kriminalisieren, sondern Freier und Zuhälter. Ein Antrag dazu wird beim Parteitag vorliegen.

Umso erschrockener waren wir über das Interview, das der von uns ansonsten sehr geschätzte Genosse Markus Bernhardt mit dem Kollegen Laubenburg von der Linkspartei führte. Frauen, die sich für ein Verbot der Prostitution aussprechen, wird unterstellt, sie täten dies aus moralischen Gründen. Wenn mit Moral gemeint ist, dass es unmoralisch und unmenschlich ist, dass in diesem kapitalistischen System Frauen aus sozialer Not gezwungen sind, sich zu prostituieren, dass es unmoralisch ist, dass Frauen wie eine Portion Pommes gekauft werden können, um männliche Gelüste zu befriedigen, dann ja, dann tun wir dies aus moralischen Gründen.

„Dann tut‘s doch wohl auch die Gummipuppe“.

Mann kaufe bei einer Prostituierten keinen Körper, sondern eine Dienstleistung erdreisten sich die Herren Lauenburg und Bernhard zu verlautbaren, und „jeder Mensch, der schon einmal Sex hatte, dürfte danach gemerkt haben, dass er noch einen Körper hat.“ Ich wage allerdings zu bezweifeln, dass eine Prostituierte nach ihrer Schicht in einem Flatrate-Bordell meint, noch einen Körper zu haben, der ihr gehört. Und wie abgebrüht muss man sein, um zu behaupten man kaufe keinen Körper. Was dann bitte? Dann tut‘s doch wohl auch die Gummipuppe.

Prostituierte üben keinen normalen Beruf aus, auch wenn der beschönigend verwendete Begriff „Sexarbeiterin“ wie Sozialarbeiterin oder Metallarbeiterin uns dies weismachen soll. Es kann nur in einem kapitalistischen System „normal“ sein, die „Dienstleistung“ einer Frau zu kaufen, die darin besteht, über ihren Körper und ihre Geschlechtsorgane zu verfügen.

Zu guter Letzt wird vom Kollegen Laubenburg noch Friedrich Engels ins Feld geführt, der festgestellt hat, dass Prostituierte geächtet und ausgestoßen werden „um so nochmals die unbedingte Herrschaft der Männer über das weibliche Geschlecht als gesellschaftliches Grundgesetz zu proklamieren.“ Was will Laubenburg uns denn damit sagen? Eine Ächtung der Prostitution würde die Herrschaft des Mannes über die Frau manifestieren?

Prostitution ist nach dem Handel mit Waffen und Drogen das Gewerbe mit der höchsten Profitrate. Es dürften aber kaum die Frauen sein, die den Profit einstreichen, sondern die Zuhälter und Menschenhändler, kurz, die Männer, die die Herrschaft über die geschätzten 500 000 ausgebeuteten und missbrauchten Frauen in Deutschland haben.

Um auf die Klassiker zurückzukommen: Sowohl Marx als auch Engels und Lenin haben die Prostitution als eng verknüpft mit der Klassenfrage betrachtet. Erst im Sozialismus würde die Prostitution (wie die Benachteiligung der Frau generell) endgültig verschwinden. „Die Prostitution verschwindet, die Monogamie, statt unterzugehen, wird endlich eine Wirklichkeit – auch für die Männer.“ (Engels, Ursprung der Familie). Frauen wie Clara Zetkin oder Alexandra Kollontai sprachen sich deutlich gegen die Prostitution aus, aber selbstverständlich „nicht als Vergehen gegen die Sittlichkeit“ (Kollontai). „Sie (die Prostituierten) sind bedauernswerte doppelte Opfer der bürgerlichen Gesellschaft. Erst ihrer verfluchten Eigentumsordnung und dann noch ihrer verfluchten moralischen Heuchelei …“ (Zetkin)

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"Verbot der Prostitution zwingend erforderlich", UZ vom 28. August 2015



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