ver.di ist „konfliktintensiv“

Von lmo

Das vom deutschen Kapital finanzierte „Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.“ (IW) bescheinigt deutschen Gewerkschaften in einer neuen Studie zunehmende Aggressivität. Zu diesem Zweck haben die IW-Tarif-“Experten“ Hagen Lesch und Paula Hellmich einen sogenannten „Konfliktintensitäts-Index“ bemüht. Dazu vergaben sie anhand einer siebenstufigen Skala Punkte, abhängig von den eingesetzten Mitteln in Tarifauseinandersetzungen.

Wer auf Verhandlungen ohne Drohungen oder Arbeitskampf setzte ging demnach mit null Punkten leer aus. Für eine ordentlich beglaubigte Drohung wird ein Punkt vergeben, ein Warnstreik schlägt gleich mit vier Punkten und ein Arbeitskampf mit sieben Punkten zu Buche.

Im laufenden Jahr vergab das IW insgesamt 234 Punkte für 14 Tarifauseinandersetzungen, wie die „Rheinische Post“ berichtet.

Deutliche Spitzenreiterin ist die Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft (ver.di) mit 146 und damit 62,4 Prozent aller Konfliktpunkte. Auf den Plätzen folgen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit mit je 23 Punkten. Die mitgliederstärkste Gewerkschaft IG Metall kam beim Konfliktintensitätsindex in diesem Jahr bisher nur auf 21 Punkte.

ver.di punktete vor allem mit dem Post-Streik (73 Punkte) sowie dem Streik im Sozial- und Erziehungsdienst (bisher 40 Punkte).

„Der Ton war so scharf wie lange nicht mehr“, sagte IW-“Experte“ Hagen Lesch. Eskaliert seien die Konflikte nicht bei den üblichen Lohnrunden, sondern beim Widerstand gegen Ausgründungen, bei Organisationskonflikten wie zwischen der GDL und der Deutschen Bahn oder in „Sondertarifrunden“ wie bei dem Kampf um eine Aufwertung der Sozial- und Erziehungsdienste.

Im Interview mit dem „Deutschlandfunk“ äußerte Lesch, dass ver.di in der Tarifauseinandersetzung in den Sozial- und Erziehungsdiensten „eine Forderung erhoben hatte, die außerhalb dessen liegt, was in normalen Tarifrunden üblich ist“. Weiter sagte der Normalitäts-Experte vom IW: „Das kennen wir eigentlich sonst nur von Spartengewerkschaften, solche Forderungen. Und die Gewerkschaft ver.di hat es halt nicht geschafft, oder auch sich gar nicht bemüht, den Mitgliedern den Schlichterspruch positiv zu verkaufen.“ Bei ver.di-Chef Bsirske sei der Realitätssinn zwar „offenbar ausgeprägter als bei den Mitgliedern“.

Die Gewerkschaftsfunktionäre hätten sich „kompromisswillig oder kompromissfähig“ gezeigt, dieser Kompromiss sei aber „nicht offensiv in die Mitglieder hineingetragen“ worden. „Die Mitglieder sind der Führung nicht gefolgt und das ist natürlich für die Führung verheerend, weil das natürlich auch zu Diskussionen auf dem Gewerkschaftstag führen wird und dann auch zu der einen oder anderen Stimme, die dann eine Strafstimme sein wird, sprich keine“, fabulierte Lesch in Hinblick auf eine Wiederwahl Bsirskes auf dem ver.di-Bundeskongress. Natürlich.

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"ver.di ist „konfliktintensiv“", UZ vom 21. August 2015



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