Mehr als eine halbe Million Menschen haben am 20. Dezember auf dem Malecón in Havanna gezeigt, dass sie der von den USA seit über einem halben Jahrhundert gegen Kuba verhängten Blockade auch weiterhin Widerstand entgegensetzen werden. „Wenn die Vereinigten Staaten daran festhalten, unsere Souveränität, unsere Unabhängigkeit, unseren Sozialismus untergraben zu wollen, werden sie nur auf Rebellion und Unnachgiebigkeit stoßen“, rief der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez den Versammelten zu. Seine kurze Rede beendete der Staatschef mit den Slogans, die einst sein Vorgänger Fidel Castro geprägt hatte: „¡Socialismo o Muerte! ¡Patria o Muerte! ¡Venceremos!“ – Sozialismus oder Tod, Heimatland oder Tod, wir werden siegen!
An diesem Neujahrstag jährt sich der Sieg der von Fidel Castro, Che Guevara und Camilo Cienfuegos angeführten Kubanischen Revolution zum 66. Mal. Am 1. Januar 1959 jagten die Rebellen der Bewegung 26. Juli den von den USA ausgehaltenen Diktator Fulgencio Batista zum Teufel. Praktisch vom ersten Tag an versuchte Washington, die Insel zurück unter seine Knute zu zwingen und den eigenständigen Weg abzuwürgen. Dazu gehörten Terroranschläge, Kriegsdrohungen und nicht zuletzt die Versuche, Kubas Handel mit anderen Ländern zu verhindern, um die Menschen durch Armut und Hunger gegen die revolutionäre Führung aufzubringen.
Der kurze Versuch unter Barack Obama, die Beziehungen zwischen beiden Staaten zu normalisieren, endete mit dessen Amtszeit. Die Verschärfung des Wirtschaftskrieges unter Donald Trump wurde unter Joseph Biden nicht nur nicht zurückgenommen, sondern weitergeführt. Und so macht sich in Havanna heute niemand Illusionen, wie es nach dem zweiten Amtsantritt Trumps weitergehen wird. Darauf wies auch Díaz-Canel einmal mehr hin, als er in seiner Rede vor der US-Botschaft am Malecón die Aufhebung der verbrecherischen Blockade forderte: „Durch die Verfolgung unseres internationalen Handels und die Verhinderung von Finanztransaktionen werden dem kubanischen Volk Nahrungsmittel, Medikamente, Treibstoff, Waren und Güter vorenthalten, die für sein Überleben wichtig sind. Wenn unsere Exporte behindert oder Beziehungen zwischen ausländischen und unseren Unternehmen verfolgt und bestraft werden, entzieht man dem Land wichtige Devisen zur Entwicklung und zur Finanzierung unseres Projekts der sozialen Gerechtigkeit. Wenn sie den Einsatz von Onlinediensten verhindern oder den akademischen und wissenschaftlichen Austausch einschränken, versetzen sie einer Nation einen Schlag, die sich inmitten einer zunehmend vernetzten Welt mit ihren eigenen Talenten und Bemühungen weiterentwickeln und vorankommen will. Wenn sie einem Volk mitten in einer Pandemie medizinischen Sauerstoff verweigern und sogar andere Länder oder ausländische Unternehmen, die diesen liefern könnten, einschüchtern, handeln sie kriminell.“
Hinter den Kubanerinnen und Kubanern liegt ein kompliziertes Jahr. Das Land stöhnte unter einer dramatischen Energiekrise, zeitweilig fiel in weiten Teilen des Landes der Strom aus. Wirbelstürme und mehrere Erdbeben erschwerten die Situation weiter. Internationale Solidarität kam aus vielen Teilen der Welt, zum Beispiel aus Mexiko, Venezuela, Russland und China. Auch aus der Bundesrepublik erreichten Hilfslieferungen und Geldspenden die rote Insel in der Karibik. Allein die DKP konnte innerhalb weniger Wochen mehr als 40.000 Euro für Kuba sammeln und somit das selbstgesetzte Ziel von 20.000 Euro bis zum Jahresende weit übertreffen – eine erste Spende in Höhe von 17.000 Euro konnten der DKP-Vorsitzende Patrik Köbele und Petra Wegener von der Internationalen Kommission schon Anfang Dezember in Havanna übergeben. Auch die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, Cuba Sí, das Netzwerk Cuba und andere engagieren sich, um das Land in dieser komplizierten Phase aktiv zu unterstützen.
In Kuba blickt man in diesen Tagen voller Stolz auf das in den vergangenen Jahrzehnten erreichte zurück. Schon über die Weihnachtstage fanden in vielen Städten und Gemeinden Festakte zum Jahrestag der Revolution statt. In Cienfuegos etwa wurde im Rahmen einer Kulturveranstaltung neuen Mitgliedern der Kommunistischen Partei und des Kommunistischen Jugendverbandes ihre Mitgliedsausweise übergeben. „Die Kubanische Revolution eröffnete uns den Weg zu sozialer Gerechtigkeit, zur Chancengleichheit und zur Würde“, erklärte dabei Dailen Herrera Vega für die Bezirksleitung des Jugendverbandes. „Wir sind die Protagonisten der Geschichte, die wir selbst jeden Tag im Studium und auf der Arbeit entwickeln. Unsere wichtigste Verpflichtung wird immer sein, die Souveränität zu verteidigen und das Land aufzubauen, das wir uns erträumen.“ Ihre Genossin Llamira Cruz García, Erste Sekretärin der Partei in Cienfuegos, rief zum kreativen Widerstand gegen die Bestrebungen des Imperialismus auf: „Der Feind setzt auf das Scheitern des Sozialismus, auf Apathie, auf das Verleumden unserer Regierung und unserer Partei. Die Diffamierungskampagnen nehmen zu, deshalb appellieren wir von hier aus, die Wahrheit über Kuba zu verbreiten.“
Dazu rief auch Präsident Díaz-Canel am 24. Dezember 2024 bei einem Festakt aus Anlass des 65. Jahrestages der Gründung des kubanischen Außenministeriums auf. Den versammelten Diplomatinnen und Diplomaten rief er ihre wichtigste Aufgabe ins Gedächtnis: „Von Fidel und Raúl haben wir den Willen geerbt, für eine Weltordnung zu kämpfen, die auf Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Frieden basiert, die das heute dominierende ungerechte und ungleiche kapitalistische System überwindet, in dem der Reichtum in den Händen von privilegierten Eliten einiger Industrieländer, insbesondere der imperialistischen Mächte, konzentriert ist. Diese profitieren von einer Ordnung, die sich auf Jahrhunderte der Ausbeutung und Sklaverei stützt.“
Am 66. Jahrestag des Sieges der Kubanischen Revolution reichen wir unseren Genossinnen und Genossen die Hand: Der Kampf geht weiter!