Bei seinem wertvollen Hinweis auf das Composers’ Collective of New York unterläuft dem Autor leider eine weitverbreitete Unachtsamkeit, vor der man nicht genug warnen kann. Jede politische Aussage, die jemand in einer bedrohlichen Situation macht – vor Gericht, gegenüber Einwanderungsbehörden oder wie hier vor dem Kongressausschuss für „Unamerikanische Umtriebe“ –, gilt nicht. Ob Hanns Eisler an der Grenze zu Protokoll gibt, dass er Stalin ebenso hasse wie Hitler, um überhaupt in die USA gelangen zu können, oder Aaron Copland sich als „unpolitischen Denker“ darstellt, damit die McCarthy-Schergen nicht seine bürgerliche Existenz zerstören, ist ohne Belang. Solche Notwehrbehauptungen dürfen von uns nie zur Charakterisierung dieser Persönlichkeiten verwendet werden. Es wäre sonst ein später Triumph derjenigen, die damals die Macht hatten, elementaren Druck auf sie auszuüben.
Unter Druck
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