UZ: Vom 1. bis zum 3. Juli findet in Dortmund das Pressefest dieser Zeitung statt. Was ist dir persönlich wichtiger, Politik, oder dass das gemeinsame Feiern nicht zu kurz kommt?
Patrik Köbele: Die Frage stellt sich für mich so nicht. Selbstverständlich ist das UZ-Pressefest vor allem ein politisches Fest. Hier stellen sich die UZ und die DKP öffentlich dar. Das Fest ist außerdem seit jeher der Treffpunkt für Linke, Freundinnen und Freunde aus der Friedens- und Antifabewegung, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter. Das Feiern soll nicht zu kurz kommen, aber wir wollen unseren Besucherinnen und Besuchern auch ein reichhaltiges Angebot an politischen Veranstaltungen und Diskussionsrunden und natürlich auch an Kunst und Kultur bieten. Der beliebte Arbeiterliederabend mit Achim Bigus gehört selbstredend zu den Selbstverständlichkeiten.
UZ: Welche Organisationen habt ihr in diesem Jahr eingeladen?
Patrik Köbele: Beim UZ-Pressefest setzen wir auf Bewährtes und Neues. Die verschiedenen Gliederungen und Landesverbände unserer Partei werden wie gewohnt eigene Bereiche und Zelte haben und dort auch eigene Veranstaltungen und Zusammentreffen organisieren. Unsere Nordlichter werden selbstverständlich wieder mit ihrer Kogge vor Ort sein. Es wird die „Casa Cuba“ genauso geben, wie auch das „Cafè K“. Unsere Genossinnen und Genossen aus der SDAJ haben ihren Jugendbereich und wir haben selbstverständlich wieder unsere internationalen Schwesterparteien, ihre Jugendorganisationen und unsere Bündnispartner eingeladen, sich an der politischen Gestaltung unseres Festes zu beteiligen, aber auch ihre landestypischen kulinarischen Spezialitäten anzubieten. Unseren internationalen Gästen wollen wir dieses Mal mehr Möglichkeiten geben, sich im Programm des Festes darzustellen.
Die in übergroßer Mehrheit parteilosen Genossinnen und Genossen, die schon beim letzten Pressefest das „Rote Zelt antikapitalistischer Gruppen und Organisationen“ durchgeführt haben, werden auch wieder zu Gast sein. Auch die Linkspartei wird mit einem eigenen Bereich zugegen sein. Und ein Kinderfest wird es auch wieder geben, selbstverständlich auch den Buch- und Kulturmarkt, wo linke Verlage ihre Neuveröffentlichungen, aber auch antiquarische Bücher und Klassiker vorstellen werden. Die Tageszeitung „junge Welt“ und die „Melodie & Rhythmus“ (M&R) werden wieder einen gemeinsamen eigenen Bereich haben.
UZ: Konstantin Wecker wird in diesem Jahr leider nicht beim Pressefest auftreten …
Patrik Köbele: … was nicht nur ich sehr bedauere, sondern auch Konstantin selbst. Es ist einfach aufgrund bereits lange zugesagter anderer Auftritte für ihn und seine Musiker nicht möglich, dieses Mal bei uns aufzutreten. Trotzdem haben wir viele hochkarätige und beliebte Künstlerinnen und Künstler zu Gast: Wir konnten die türkische Kombo „Grup Yorum“ und die beinahe legendäre Potsdamer Formation „44 Leningrad“ gewinnen, der es wie keiner anderen Band aus Deutschland gelingt, bolschewistische Folklore mit Ska und Punk zu vereinen.
Am Sonntag geht es dann auf der Hauptbühne „in dieser Liga“ weiter: Es wird losgehen mit dem US-amerikanischen „Walkabout Clearwater Chorus“, der 1984 von der Folklegende Pete Seeger gegründet wurde. Weiter geht es mit „Klaus der Geiger“, der zusammen mit dem „KunstSalon Orchester“ die Hauptbühne übernimmt – gefolgt vom fast traditionellen Highlight auf UZ-Pressefesten: Esther Bejarano & Microphone Mafia – gelebte antifaschistische Tradition trifft Hiphop. Die vielen anderen Künstlerinnen und Künstler, die nach Dortmund kommen, werden wir in Kürze auf der eigens eingerichteten Internetseite zum Pressefest veröffentlichen: www.uz-pressefest.de. Dort finden sich schon jetzt viele Informationen zum Fest und auch über Camping- und Zeltmöglichkeiten auf dem Gelände.
UZ: Ist es eigentlich ein Zufall, dass das Fest erneut im Revierpark Wischlingen in Dortmund stattfindet?
Patrik Köbele: Nein, die Zusammenarbeit mit dem Revierpark ist seit Jahren sehr gut. Das Gelände ist schön und unsere Dortmunder Genossinnen und Genossen freuen sich trotz aller damit entstehenden Anstrengungen, die sich daraus für sie ergeben, dass wir alle zwei Jahre bei ihnen zu Gast sind.
Aber unser Fest findet natürlich nicht nur deshalb wieder in Dortmund statt. Der Hauptgrund dafür ist, dass wir mit unserem Fest auch ein politisches Zeichen setzen wollen.
UZ: Welches?
Patrik Köbele: Das UZ-Pressefest ist das Fest des Friedens und der Solidarität. Hier treffen sich alle, die sich mit den herrschenden Zuständen nicht abfinden wollen. Mit den imperialistischen Kriegen von USA, NATO, EU und Deutschland nicht, und auch nicht mit der teils offen rassistischen Flüchtlingspolitik dieser Tage. Außerdem wollen wir in einer Stadt wie Dortmund, in der neofaschistische Gewalt an der Tagesordnung ist und die als die westdeutsche Nazihochburg gilt, klarstellen, es gibt kein Grundrecht auf Rassismus, Hetze und Gewalt. Wir werden den Nazis nicht die Straße überlassen, egal ob sie in Nadelstreifen daherkommen, oder als Schlägertrupp.
Hinzu kommt außerdem, dass das Ruhrgebiet und damit auch Dortmund als die Armutsregion in der Bundesrepublik gilt. Vor allem Kinder, Frauen, Erwerbslose, Betagte, aber auch Migrantinnen und Migranten leiden hier unter zunehmendem Druck und ihrer stetig fortschreitenden sozialen Deklassierung durch die herrschende Politik. Hier wollen wir ansetzen und klar machen: Es geht auch anders. Wir stehen an eurer Seite, wir kämpfen für euer Grundrecht auf Arbeit, für gerechte Löhne und Renten, für eine gerechte Gesundheitsversorgung, für gerechte Bildung, eben für eure Grundrechte.
Man muss sich die skandalösen Zustände im Ruhrgebiet mal vor Augen halten: Die Armutsquote hat nunmehr die 20-Prozent-Marke erreicht. Jeder fünfte Mensch im Ruhrpott gilt inzwischen als arm. In Städten wie beispielsweise in Duisburg ist sogar jeder Vierte betroffen. In Gelsenkirchen leben rund 40 Prozent der Kinder von Hartz IV. Über drei Millionen Menschen sind in ganz Nordrhein-Westfalen von Armut betroffen. Und was tut die Landesregierung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen, um gegenzusteuern? Nichts!
UZ: Welche sonstigen Themen stehen fernab der sozialen Frage dieses Mal im Mittelpunkt des Pressefestes?
Patrik Köbele: Im Mittelpunkt wird der Kampf um Frieden und Solidarität stehen. Die Themen werden aber so vielfältig sein, dass ich sie hier gar nicht aufzuzählen vermag. Sie reichen von Arbeiterjugendpolitik, Internationaler Solidarität, Diskussionsrunden über die aktuelle Lage in Syrien und der Ukraine, dem europaweiten Erstarken rassistischer, rechtspopulistischer und offen faschistischer Kräfte bis zum Umgang mit Flucht und Migration.
UZ: Der aktuelle Zustand der politischen Linken in der Bundesrepublik ist vor dem Hintergrund der bevorstehenden Aufgaben nur als desaströs zu bezeichnen. Wie schafft es eine kleine Partei wie die DKP vor diesem Hintergrund, so ein großes Fest zu organisieren?
Patrik Köbele: Das schaffen wir nur aufgrund unserer engagierten Genossinnen und Genossen, von denen sich viele Urlaub nehmen, um beim Auf- und Abbau des Festes zu helfen. Die vielen Zelte, die Bühnen müssen ja auch aufgebaut werden. Wasser- und Stromleitungen müssen gelegt werden, die Sicherheit gewährleistet werden. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus SDAJ und DKP, aber auch aus den Reihen befreundeter Organisationen wäre all das nicht zu leisten. Daher ist es mir auch besonders wichtig, mich schon jetzt für das großartige Engagement aller Helfer und auch die Spendenbereitschaft unserer Genossinnen und Genossen zu bedanken. Selbstverständlich auch bei den Mitarbeitenden aus der UZ-Redaktion und dem Verlag sowie befreundeter Institutionen. All das zeigt, unsere Partei will dieses Fest und unsere Zeit braucht dieses Fest!
UZ: Trotzdem ist es noch etwas hin bis zum Pressefest. Was steht vorher noch an?
Patrik Köbele: Einiges. Die SDAJ führt Mitte dieses Monats ihren Bundeskongress durch. Gemeinsam mit dem Jugendverband werden wir an den bevorstehenden Ostermärschen der Friedensbewegung teilnehmen. Unseren Feiertag, den Arbeiterkampftag am 1. Mai, werden unsere Gliederungen ebenso nutzen, um für unsere Positionen und zugleich unser Fest zu werben und den Ausbeutern und Kriegstreibern klare Kante zu zeigen. Und nicht zu vergessen, wir wollen noch diesen Monat ein Sofortforderungsprogramm veröffentlichen, mit dem wir zeigen „Geld ist genug da – lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass es den Menschen zugute kommt.“