Zur Diskussion um die Wehrpflicht für Frauen

Unsere Töchter nicht!

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, fordert die Wehrpflicht – auch für Frauen. Der Minister für Aufrüstung, Boris Pistorius (SPD), hatte im Juni Pläne für sein Wehrdienstmodell vorgestellt. Breuer pflichtete ihm nun bei. „Militärisch betrachtet brauchen wir eine Aufwuchsfähigkeit, nicht zuletzt mit Blick auf die Planungen der NATO“, zitierte ihn die FAZ. „Insgesamt liegt unser Bedarf bei über 400.000 Zeit- und Berufssoldaten sowie Reservisten. Um diesen Bedarf zu decken, brauchen wir ungefähr 100.000 Reservisten zusätzlich“, so der General. Dies könne das Modell von Pistorius zunächst decken. Aber: „Ganz ohne verpflichtende Anteile wird es dabei nicht gehen.“

Die Ukraine haben etwa 600.000 Männer im wehrfähigen Alter verlassen, mindestens 250.000 sollen aus Russland weggegangen sein. Während sie den Kriegsdienst verweigert haben, soll hier das Kanonenfutter aufgestockt werden. Anstatt sich mit radikalen Schritten um sofortigen Waffenstillstand, Verhandlungslösungen und Frieden einzusetzen, überlegen die obersten Militärs Deutschlands, wie sie noch mehr junge Menschen auf den Kriegstod vorbereiten können.
Am 1. September 1939 überfiel Deutschland sein Nachbarland Polen und begann den Zweiten Weltkrieg. Millionenfacher Mord an den Bewohnern der überfallenen Länder, die kaltblütige Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden und barbarische Zerstörung. Tod und Vernichtung der Infrastrukturen weltweit wurden in Kauf genommen. Den größten Preis zahlten die Völker der So­wjet­union. Auf der anderen Seite Rekordgewinne für Rüstungs- und andere Großkonzerne. 3,8 Millionen deutsche Männer, die in Uniformen gesteckt und verpflichtet wurden, andere zu töten, starben in diesem Vernichtungskrieg.

General Breuer will für den nächsten Feldzug nicht nur unsere Söhne, sondern auch unsere Töchter – im Namen der „Gleichberechtigung“. Tatsächlich wollen wir gleiche Rechte für unsere Töchter, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, ausreichend Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen, kürzere Arbeitszeiten, damit die Care-Arbeit in der Familie besser verteilt werden kann. Was wir aber definitiv ablehnen, sind gleiche Pflichten, um für Rüstungs- und andere Großkonzerne auf dem Schlachtfeld zu sterben. Nein, unsere Töchter bekommt ihr nicht!

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"Unsere Töchter nicht!", UZ vom 12. Juli 2024



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