Zu Frankreichs „neuer Afrikapolitik“

Ungebetener Gast

Das Zeitalter der Françafrique sei vorbei, ließ Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu Beginn seiner jüngsten Afrikareise in Gabun verlauten. Vor seinem Abflug hatte er in einer programmatischen Rede im Elysée-Palast behauptet, Frankreichs „neue Afrikapolitik“ werde zukünftig nicht mehr von militärischer Präsenz, sondern „tiefer Demut“ geprägt sein. Die Zahl seiner Soldaten in Afrika wolle Paris „sichtbar reduzieren“. Die „Logik der Hilfe“ solle der „Logik der solidarischen und partnerschaftlichen Investition“ weichen. Französische Unternehmen müssten sich dem Wettbewerb stellen, es reiche nicht mehr, „drittklassige Manager“ nach Afrika zu schicken.

Kein Gott, kein Kaiser – doch Macron? Die jüngsten Reden des Sonnenkönigs klingen fast, als habe das Außenministerium der VR China als Stichwortgeber gedient. Peking nämlich hat noch nie behauptet, großherzig „Entwicklungshilfe“ zu leisten. Man treibt Handel zwischen Entwicklungsländern, auf Augenhöhe, zum gegenseitigen Nutzen – das ist denkbar weit entfernt von Frankreichs einseitiger Ausplünderung Afrikas.

Die rhetorischen Zugeständnisse an insbesondere China und Russland zeigen aber, dass langsam auch in den imperialistischen Zentren der Groschen fällt: Der Wind hat sich gedreht. Afrikanische Staaten können heute freier als früher wählen, mit wem sie wirtschaftlich, politisch und militärisch zusammenarbeiten. Die selbstherrlichen Kolonialmächte Europas ziehen da immer öfter den Kürzeren.

Davon konnte Macron sich auf seiner jüngsten Reise selbst ein Bild machen. Drei der vier besuchten Länder – Gabun, Angola und die Republik Kongo – hatten sich bei der Abstimmung über die Resolution zur Verurteilung Russlands in der Vollversammlung der UN der Stimme enthalten. In Gabun erinnerten Umweltschützer Macron daran, dass sein Land die eigenen Klimaschutzziele nicht erreiche und er angesichts der Rücksichtslosigkeit, mit der französische Konzerne afrikanische Bodenschätze ausbeuten, besser keine UN-Umweltschutz-Konferenzen eröffnen sollte. Vor der französischen Botschaft in der Demokratischen Republik Kongo forderten Demonstranten lautstark den Abzug französischen Militärs aus Afrika.

Dass es möglich ist, die imperialistischen Räuberheere des Landes zu verweisen, haben Mali und Burkina Faso 2022 gezeigt.

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"Ungebetener Gast", UZ vom 10. März 2023



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