Über die Friedensbotschaft des Papstes

Unerhört

Andi Nopilas

Putin-Propaganda in der „Tagesschau“: In der letztjährigen Ausgabe des Weihnachtssegens hat sich Jorge Mario Bergoglio, derzeit als „Papst Franziskus“ bekannt, über die Regeln freier Medien hinweggesetzt und den sich auf ukrainischem Boden abspielenden Krieg zwischen NATO und Russischer Föderation durch seine Akzentsetzung in einer nahezu materialistischen Weise in einem Atemzug mit anderen Kriegen erwähnt.

Anders als in genau den Ländern, die mit ihrem neokolonialistischen Gebaren der Rohstoffplünderung, der Bewaffnung von terroristischen Banden zum Sturz von Regierungen und mit ihrer nicht auf Entwicklung, sondern auf Abhängigkeiten gerichteten Wirtschaftspolitik für Armut, Kriege und Flüchtende verantwortlich sind, benennt der Stellvertreter des offenbar gar nicht so Allmächtigen mit dem Jemen, Syrien, der koreanischen Halbinsel, dem Libanon, Armenien, Aserbaidschan, Kamerun, dem Sudan, der DR Kongo, dem Südsudan, dem Sahel, Somalia, Eritrea und Äthiopien noch mehr als ein Dutzend anderer Länder als Krisen- und Kriegsgebiete.

Unverdrossen spiegelten hiesige Medien diesen Weltblick in ihrer Berichterstattung nicht wider – sondern erwähnten gern mit der Ukraine ihre Mutter aller Kriege, mit der sie ab Februar 2022 die anderen ausblendeten, etwas unwillig Armenien/Aserbaidschan und unvermeidlich die im Segen klar hervorgehobenen Israel und Palästina.

Unbemerkt positionierte sich der Papst dabei geschickt bei denen, die sonst „Antisemiten“ gescholten werden: Denn Franziskus erwähnte den „verabscheuungswürdigen Angriff vom 7. Oktober“, benannte ihn aber nicht als Grund für den Krieg, mit dem Israel nach der Attacke der islamistischen Hamas und ihrer Verbündeten den Gazastreifen überzieht. Stattdessen forderte er, die „Militäroperationen mit ihren entsetzlichen Folgen unschuldiger ziviler Opfer“ einzustellen und etwas gegen die „verzweifelte humanitäre Situation“ zu tun.

Die eigentliche Weihnachtsbotschaft des Argentiniers aber ging an die Medien: „Um aber „Nein“ zum Krieg zu sagen, muss man „Nein“ zu den Waffen sagen (…) Darüber, wie viel öffentliches Geld für Rüstung ausgegeben wird, soll man sprechen; darüber soll man schreiben, damit die Interessen und Gewinne bekannt werden, die die Drahtzieher der Kriege sind.“

Weil es wichtig ist, werden sie ignorant bleiben – und Franziskus unerhört.

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"Unerhört", UZ vom 5. Januar 2024



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