Zum 80. Jahrestag des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion

Und noch nicht genug?

Das sowjetische Volk hatte keine Wahl. Es musste kämpfen mit allem, was ihm zur Verfügung stand, wenn es seiner Vernichtung und Versklavung entgehen wollte. Am Ende waren es unfassbare 27 Millionen seiner Töchter und Söhne, welche das Land des Roten Oktober der faschistischen Barbarei und der Zerschlagung von deren Kriegs- und Vernichtungsmaschine opfern musste. Indem die Rote Armee die deutsche Wehrmacht schlug, rettete sie nicht nur die Sowjetunion vor der Vernichtung, sondern auch Europa vor den braunen Horden. Der Krieg gegen den deutschen Faschismus wurde in den Schützengräben vor Moskau, in den Ruinen von Stalingrad, am Kursker Bogen und auf den weißrussischen Schlachtfeldern gewonnen.

Die europäische Bourgeoisie hatte sich als unfähig und zum erheblichen Teil auch unwillig erwiesen, dem aufkommenden Faschismus die Stirn zu bieten. Vielen galten Hitler und Mussolini als das kleinere Übel oder als williges und fähiges Werkzeug, um mit dem „Roten Gesindel“ ein für allemal Schluss zu machen. Unverhohlen boten die Appeasement-Westmächte den faschistischen Führern den Osten an. Sie rührten keinen Finger beim Überfall der Wehrmacht auf ihren Alliierten Polen. Es wäre auch weiterhin bei dieser Haltung geblieben, wenn die Hitlerfaschisten nicht Westeuropa und damit die Basis des französischen und britischen Imperialismus angegriffen hätten. Mit dem Überfall auf Frankreich und dem Luftkrieg gegen England war Handlungsbedarf entstanden.

Die Kontrolle der europäischen materiellen und menschlichen Ressourcen war notwendig, um bei der Eroberung des gewaltigen Raumes bis zur „A-A-Linie“ (Astrachan-Archangelsk), überhaupt eine Chance zu haben. Es ging bei weitem nicht nur gegen den Roten Oktober. Wie schon der Kaiser und seine Generäle hatte auch der Faschismus vor, mit eben denselben Generälen, den französischen „Erbfeind“ und das britische Weltreich herauszufordern.

Um diese extreme Zielsetzung bei strategischer Unterlegenheit zu erreichen, hatte der Faschismus alle humanen Normen außer Kraft gesetzt. Er hat Millionen und Abermillionen mit sozialen, sexuellen und rassistischen „Argumenten“ ihres Menschseins beraubt und systematisch ermordet, wenn sie seinen Welt-Herrschaftsplänen im Wege standen. Die erhalten gebliebenen Teile des Generalplans Ost zeigen die ganze Perversion der faschistischen Hybris.

Am Ende lagen nicht nur die Sowjetunion und Europa, sondern auch Deutschland in Trümmern. Deutschland war ein besetztes Land, seine Städte – Ruinen, seine Wirtschaft – am Boden. Wie schon 1918 den kaiserlichen Größenwahn, hatten 27 Jahre später Millionen Deutsche das faschistische Abenteuer mit ihrem Leben bezahlt.

Natürlich hat der deutsche Imperialismus nach 1945 seine Ziele nicht begraben. Wenn auch zeitweise bei einer devoten Unterordnung unter die Direktiven des Großen Washingtoner Bruders. Als es nach 1989 wieder möglich wurde, begann er umgehend, Europa mit Hilfe seiner Exportindustrie und des Euro zu dominieren. Ein 1918, ein 1945 scheint den Kartellparteien, der monopolisierten Bewusstseinsindustrie und den staatlich besoldeten Kriegstreiberinnen, den AKK, den von der Leyen und Baerbock, nicht zu reichen. Wie damals kann es nicht aggressiv und verleumderisch genug gegen Russland oder Belarus gehen. Deutsches Militär steht heute weiter im Osten als am 22. Juni 1945. Die NATO probt mit zehntausenden Soldaten den Krieg an der russischen Grenze. Diesmal mit der US-Kriegsmaschine im Rücken. Nur, Russland ist, anders als die Sowjetunion 1941, eine militärische Weltmacht mit konventioneller und atomarer Militärtechnik auf Spitzenniveau. Im Kriegsfall wäre die Vernichtung Deutschlands und Europas eine Sache von Stunden, wenn nicht Minuten. Wenn schon die zivilisatorischen Gesetze menschlichen Zusammenlebens nicht interessieren, sollte doch zumindest ein Restbestand an gesundem Menschenverstand davor schützen, den gleichen Fehler von 1914 und 1941 nochmals zu wiederholen.

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"Und noch nicht genug?", UZ vom 11. Juni 2021



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