Esther Bejarano
Gedichte und Gerichte
Laika Verlag, 2018
133 Seiten, 20 Euro
Rolf Becker, den sie ihren „kleinen Bruder“ nennt, ist Herausgeber eines liebevoll gestalteten Buches mit dem Titel „Gedichte und Gerichte“, erschienen im Laika Verlag. Er erinnert in seinem Vorwort an ein „Leben in einem Land, das Dir als Kind einmal Heimat war, aber nach Auschwitz nicht wieder Heimat werden konnte“, er erinnert an die „55 000 jüdischen Bürger Berlins“, die nach Auschwitz geschafft wurden, Esther war eine von ihnen.
Esther Bejarano überlebte, ging nach Israel und erlebte, dass fortschrittliche Menschen auch dort eine Minderheit waren, dass die Vertreibung und Demütigung des palästinensischen Volkes ungeahnte Ausmaße annahm, sie positioniert sich eindeutig: „Die Palästinenserinnen und Palästinenser brauchen einen eigenen Staat, sie müssen Land dafür bekommen und ihnen muss eine Wiedergutmachung gezahlt werden.“
In diesem schönen Buch sind Gedichte und Notizen, die sie für ihre Familie und ihren großen Freundeskreis geschrieben hat, einige Namen seien genannt wie Peter Gingold, Peggy Parnass, Nachbarn und Kampfgefährten in der VVN. Ihrer Schwester Tosca widmet sie ein sehr persönliches Gedicht, ebenfalls ihrem Sohn Joram, der mit ihr bei Microphone Mafia spielt, ähnliches klingt an in dem Geburtstagsgruß für ihre Tochter Edna.
Zu all diesen Texten, es sind insgesamt 27, hat Karl-Heinz Dellwo eine kurze Biographie verfasst, auch dies sind präzise Beschreibungen der jeweils gemeinsamen Lebenswege. Der zweite Teil des Buches sind dann die im Titel genannten Gerichte und auch dafür liefern Esther und ihre Kinder eine Erklärung: Die Rezepte entstanden, als ihr Enkel Anton für ein Jahr nach Schweden ging und nicht auf sein gewohntes Essen verzichten wollte, mittlerweile ist es ein „generierendes Kochbuch geworden. Gerichte, die uns bei Freunden und Verwandten besonders gut geschmeckt haben, wurden in das Buch aufgenommen.“ Kann bestimmt zu Hause nachgekocht werden, schließlich haben befreundete Köche die Rezepte ausprobiert und die kritische Esther hat mit Freunden das gute Essen gelobt. Manches Gericht kennt man möglicherweise: Buletten, Tafelspitz oder einen Schmorbraten, andere lohnen das eigene Werkeln wie Gefillte Fisch oder die Estherkeulen.
Esther Bejarano ist immer noch und unermüdlich mit den Microphone Mafia unterwegs, der Tourneekalender macht Staunen. Viele UZ-Leser haben sie bestimmt auf dem Pressefest im September erlebt, alle hoffen und alle wünschen, dass Esther auch beim nächsten Fest 2020 wieder dabei sein wird.
Wir stoßen mit ihr an: „Lechajim – Auf das Leben.“
Als du, Anton, vor 16 Jahren die Welt erblicktest,
mit dunklen Augen und dunklen Haaren,
da war die Sache für mich klar,
du kommst nach mir, Deiner Oma.
Auch neulich meinte eine Eurer Freundinnen,
Anton gleicht Esther, es ist nicht zu verkennen.
Vielleicht ist das gar nicht mal so schlecht.
Ich hoffe, das ist Dir doch ganz recht.
Von Esther für ihren Enkel Anton