Tarifrunde Bahn: Erste Warnstreiks stehen bevor

Unausweichlich

Die Vorstellungen des Arbeitgeberverbandes der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister (AGV MoVe) und der Gewerkschaft EVG konnten nicht gegensätzlicher sein. Die EVG fordert tabellenwirksame Lohnerhöhungen von mindestens 650 Euro im Monat beziehungsweise 12 Prozent mehr bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten. Dem setzt der AGV MoVe ein „Angebot“ von 3 Prozent ab Dezember dieses Jahres und noch einmal 2 Prozent im August 2024 mit einer Laufzeit von 27 Monaten entgegen. Die Unternehmensseite rechnet das Angebot mit Einmalzahlungen von insgesamt 2.500 Euro schön. Diese speisen sich aus der abgabenfreien „Inflationsausgleichsprämie“, die Bundeskanzler Olaf Scholz auf den Weg gebracht hatte.

Dass das Angebot so niedrig ist, wird mit einer nötigen Balance zwischen den Forderungen der Beschäftigten und den Zukunftsaufgaben der Bahn begründet. Dabei wird aber völlig außer Acht gelassen, dass auch die Bahnunternehmen inzwischen in vielen Bereichen große Schwierigkeiten haben, Fachkräfte zu finden, die bereit sind, für den geltenden Lohn zu arbeiten.

„Offensichtlich ist man der Auffassung, unsere Forderungen ignorieren zu müssen, und meint, unannehmbare Gegenforderungen aufmachen zu können. Die Deutsche Bahn trägt mit diesem unangemessenen Verhalten dazu bei, dass Warnstreiks unausweichlich werden“, kommentiert Kristian Loroch, Stellvertretender Vorsitzender der EVG, diese Vorstellungen des Unternehmens.

Die Reaktionen auf das „Angebot“ lassen sich auch sehr gut in den bahninternen sozialen Medien verfolgen: Völliges Unverständnis auf Seiten der Beschäftigten und von fehlender Wertschätzung ist die Rede. Zudem kam kurz vor den Tarifgesprächen – und für die Bahn äußerst unpassend – heraus, dass die gehobenen Managementetagen eine Gehaltssteigerung vergleichbar einer tabellenwirksamen Entgelterhöhung von etwa 14 Prozent erhalten.

Die EVG hält an ihrer Strategie in dieser Tarifrunde fest und führte parallel mit zahlreichen weiteren Bahn- und einigen Busunternehmen die Verhandlungen fort. Die Ergebnisse sind allerdings ähnlich dem bei der Deutschen Bahn. Noch in dieser Woche soll entschieden werden, wann die Warnstreiks in den Unternehmen beginnen sollen.In den Medien wurde bereits von einem möglichen gemeinsamen Warnstreiktag im Verkehrssektor mit den derzeitig verhandelnden Verkehrsunternehmen im öffentlichen Dienst am 27. März berichtet. Sollte dieser Termin so stattfinden, dürften deutschlandweit der gesamte öffentliche Schienenverkehr und große Teile des Busverkehrs zum Erliegen kommen.

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"Unausweichlich", UZ vom 24. März 2023



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