Die Betriebszeitung „Roter Käfer“ erscheint wieder. DKP und SDAJ verteilen derzeit die Februar-Ausgabe an verschiedenen VW-Standorten, darunter Wolfsburg, Braunschweig, Kassel und Osnabrück. Sie befasst sich vor allem mit den Folgen der Tarifvereinbarung, die kurz vor Weihnachten 2024 getroffen wurde. An dieser Stelle dokumentieren wir den Beitrag „Umbau statt Abbau“, der sich mit der Zukunft des VW-Konzerns befasst.
Personalabbau einerseits, Überstunden an Samstagen und Sonntagen andererseits – die „Wolfsburger Nachrichten“ berichten über „Unruhe“ im VW-Werk: „Der geplante Personalabbau wird seine Spuren in allen Bereichen hinterlassen.“ In den Städten mit Volkswagen-Werken brodelt die berechtigte Wut derjenigen, die jahrzehntelang für den sagenhaften Reichtum des Porsche-Piëch-Clans und bescheidenen eigenen Wohlstand gearbeitet haben.
Die Zukunft der Werke in Osnabrück und Dresden ist ungeklärt. In Osnabrück (über 2.000 Beschäftigte) läuft die Produktion 2027 aus. Nun spekulieren Medien über den Verkauf der Fabrik an einen chinesischen Hersteller – oder an ein Rüstungsunternehmen.
Die Haken am Tarifabschluss werden jetzt sichtbar: Arbeitszeitverlängerung bei gleichzeitigem Lohn- und Personalabbau. Umgekehrt wäre es gesellschaftlich und volkswirtschaftlich nützlich: Kurze Vollzeit für alle; gute Arbeit für diejenigen, die heute erwerbslos sind.
Eigentümer und Manager der Autoindustrie fahren den Laden gerade gegen die Wand. Zu den Ursachen der Krise gehören Fehlplanungen und falsche Produktstrategien der Manager sowie die Weigerung von Autoindustrie und Regierung, die Weichen in Richtung einer echten Verkehrswende zu stellen.
Nützlich wäre die Produktion von kleinen smarten Autos und Fahrzeugen für den öffentlichen Verkehr. Zu hoffen bleibt, dass die für die Jahre 2026 und 2027 angekündigten Elektro-Kleinwagen ID.2 und ID.1 als Einstiegs-Stromer diese Lücke füllen können. Allerdings sollen sie wohl in Spanien gebaut werden. Die Stromer E-Golf und E-T-Roc kommen wohl erst ab Ende des Jahrzehnts im Werk Wolfsburg. Bis dahin läuft noch viel Wasser die Aller hinunter. Luxusautos und hochmotorisierte SUV bringen weniger Absatz, weniger Arbeit – aber mehr Profit. VW, Mercedes und BMW machen mit immer größeren und teureren Autos hohe Gewinne, Arbeiterinnen und Arbeiter bangen um ihre Zukunft. Die Konzerne nutzen die Unsicherheit, um von den Beschäftigten Zugeständnisse zu verlangen und so die Renditen für die Aktionäre zu sichern. So funktioniert Kapitalismus.
Wir brauchen Garantien für Jobs, Einkommen und Weiterbildung für die Arbeitenden in einer Industrie mit Zukunft. Statt immer mehr Rüstung fordern wir ein Investitionsprogramm für sozial-ökologischen Umbau: bedarfsorientierte Investitionsplanung, kräftige Investitionen in die Infrastruktur, smarter Fahrzeugpark, mehr Personal für den öffentlichen Personenverkehr. Wenn der notwendige Rückbau der Automobilindustrie zu weniger Produktion von Pkw führt, ohne dass zum Beispiel Fahrzeuge für den öffentlichen Verkehr produziert werden, führt das zu Mobilitätsarmut für Menschen mit kleinem Einkommen – und stärkt die Märchenerzähler der AfD.
Die Unternehmen werden ihrer Verantwortung nicht gerecht – es braucht politische Steuerung und mehr Mitbestimmung. Für Volkswagen sollte gelten: Management und Aktionäre haben versagt. Das Unternehmen wird nach Artikel 14 und 15 unseres Grundgesetzes in öffentliches Eigentum überführt. Das Land Niedersachsen behält seine Anteile.
Das bezahlen wir nach der Übernahme als Genossenschaft oder gemeinnützige GmbH leicht aus den 150 Milliarden Gewinnrücklagen.
Um das alles durchzusetzen, braucht es mehr „Unruhe“ und Druck von unten. Denn es bleibt dabei: Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!