Uniper-Belegschaft befürchtet Zerschlagung des Konzerns

Übernahmeschlacht

Von Bernd Müller

Investitionen in fossile Energieträger scheinen sich wieder zu lohnen. Nachdem bereits die tschechische Finanzholding EPH die Braunkohlesparte von Vattenfall übernommen hat, will nun der finnische Versorger Fortum die E.on-Abspaltung Uniper übernehmen. Gewerkschaften fürchten, dass in der Bundesrepublik mehr als 1 000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

Fortum will von E.on die verbliebenen Anteile an Uniper in Höhe von 47 Prozent übernehmen. Doch bislang wehrt sich Uniper. „Unsere bisherige solide operative und bilanzielle Entwicklung zeigt klar, dass wir als unabhängiges Unternehmen am Markt erfolgreich sind“, sagte Finanzchef Christopher Delbrück der „Börsen-Zeitung“ (30.9.17). Die Transaktion hätte vermutlich negative Auswirkungen auf beide Firmen. E.on will Anfang 2018 entscheiden, ob dem Geschäft zugestimmt wird, das rund 3,8 Milliarden Euro in die klammen Kassen spülen würde.

Uniper will nun erst einmal konkrete Vorstellungen zu dem Übernahmeangebot hören. „Ich erwarte jetzt, dass Fortum-Chef Pekka Lundmark seinen Ankündigungen Taten folgen lässt und schwarz auf weiß verbindliche Aussagen macht“, sagte Uniper-Vorstandschef Klaus Schäfer Ende September gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Nur so gebe es eine Gesprächsgrundlage. Bislang habe er seine Informationen weitgehend aus den Medien erhalten und dort habe es nur unverbindliche Absichtsbekundungen gegeben.

Bereits im Juli klopften die Finnen nach monatelangen Verhandlungen mit E.on bei Uniper mit einem Übernahmeangebot an die Tür. Nach Prüfung der Vorschläge entschied sich das Management damals dagegen, weil es letztlich die Zerschlagung des Unternehmens zur Folge gehabt hätte. Lundmark erklärte zwar gegenüber dem Fernsehsender Bloomberg TV, er sehe das Geschäft als Investition und nicht als Übernahme. Überzeugen konnte er bisher nicht.

Aus gleichem Grund sorgen die aktuellen Absichten von Fortum bei den Belegschaftsvertretern wieder für Unruhe. Der ver.di-Konzernbetreuer Immo Schlepper sagte gegenüber dpa, er befürchte, dass am Ende eines solchen Milliarden-Geschäfts die Zerschlagung von Uniper stehen könnte, wodurch mehr als 1 000 von insgesamt 13 000 Arbeitsplätze in der Bundesrepublik in Gefahr seien. Weite Teile der Aktivitäten von Uniper passten nicht zur Strategie von Fortum. Dies gelte insbesondere für die Kohle- und Gaskraftwerke, aber auch für den Energiehandel des Konzerns.

Von dem Geschäft angetan sind dagegen die Finanzmärkte. Das Angebot von 22 Euro je Aktie wirke attraktiv und komme zu einem guten Zeitpunkt, sagte etwa Thomas Deser gegenüber dpa, Fondsmanager von Union Investment. Seit der Abspaltung von E.on im vergangenen September stieg der Aktienwert des als „Resterampe“ verspotteten Unternehmens um rund 125 Prozent. Das habe vor allem mit den Russland-Geschäften, dem gestiegenen Kurs des Rubels und den gestiegenen Strompreisen zu tun, so Deser.

Dass am Ende eine Zerschlagung des Konzerns steht, hält auch Deser für wahrscheinlich. Fortum könnte mit den Russland-Geschäften von Uniper seine Position auf dem russischen Markt ausbauen, erläuterte der Fondsexperte. Die Finnen seien dort in der Energieversorgung bereits sehr lange sehr erfolgreich. Auch die schwedischen Kernkraft- und Wasserkraftwerke von Uniper seien für Fortum interessant. Andere Vermögenswerte könnten dagegen weiterverkauft werden. So sei es wahrscheinlich, dass RWE an den Gaskraftwerken interessiert ist. Gleiches gelte für das Kohlekraftwerk Datteln 4.

Uniper ist mit 40 000 Megawatt, davon rund 15 000 in Deutschland, einer der größten konventionellen Stromerzeuger, vor allem mit Kohle und Gas. Im ersten Geschäftsjahr machte das Unternehmen 67 Milliarden Euro Umsatz, schrieb aber noch Verluste.

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"Übernahmeschlacht", UZ vom 13. Oktober 2017



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