Die neue Bundeswehr-Serie „Biwak“

Überlebenskampf im Schnee

Von Melina Deymann

Willen zum Überleben sollte jeder haben.“ – Hauptfeldwebel Johnny bringt es auf den Punkt. Er ist einer von fünf Protagonisten im neuesten Versuch der Bundeswehr, Jugendliche für sich zu begeistern. „5 Soldaten. 4 Tage Eis und Schnee“, der Untertitel ist Programm. Neben Johnny gehören zu den fünf die beiden Hauptgefreiten Maurice und Joachim, der Gefreite David und Hauptgefreiter Jessika (kein Tippfehler, Frauen dürfen zwar heute mitmachen beim Kriegsspiel, kriegen aber anscheinend keinen weiblichen Dienstgrad). Mit den anderen der 3. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 geht es dann mit 35 Kilo Gepäck auf dem Rücken auf einen Berg in den bayrischen Alpen zum „Biwak“.

Laut der Serie bezeichnet ein Biwak bei der Bundeswehr „ein provisorisches Feldlager, bei dem Truppen im Gelände kampieren“. In diesem Fall halt bei bis zu minus 20 Grad Celsius auf einem Berg. Gebirgsjäger sind hart im Nehmen: „Das sind Erfahrungen, da kann man danach wieder Heldengeschichten erzählen zu Hause“, gibt Johnny dem Trüppchen noch mit auf den Weg, und dann geht es los, immer schön auf Skiern den Berg hochlaufen, vorbei an einer Gedenkstätte für gefallene (oder verunglückte?) Gebirgsjäger, über den „Schrecksattel“, insgesamt zehn Stunden lang. Johnny: „Es dauert so lange wie es dauert.“ Die Tage auf dem Berg verbringen die Gebirgsjäger (wen oder was die eigentlich jagen, wird nicht erklärt) mit Iglu-Bauen („Hier geht es um euer Leben!“) und einen Marsch mit dem Nachtsichtgerät „Luzie“. „Im Ernstfall müssen die Soldaten in der Nacht den Feind aufklären“, was auch immer das heißen mag.

Dann überschlagen sich die Ereignisse: Maurice fällt hin, die ihm um den Hals hängende G36 schlägt ihm ins Gesicht und die Zähne aus, Jessi gibt auf und wird von einem fürsorglichen Vorgesetzten von der Kamera weg und zur rettenden Gondel nach unten geführt. Danach wird noch das Bergen von Lawinenopfern geübt (Überlebensphase, Erstickungsphase, Latenzphase – die Erstickungsphase zögert man hinaus, indem man in der Lawine einschläft). Die Übung zur Evakuierung eines Verletzten wird von einem „Realverletzten“ durcheinandergebracht und gerät so zum Ernstfall (anscheinend braucht man ca. 28 Gebirgsjäger und einen schreienden Major namens Norman, um jemanden mit einem verdrehten Knie von einem Berg runter zu bekommen). Der Major beschwert sich dann auch direkt in die Kamera: „ Nicht dynamisch genug, da muss mehr Zug rein, die ziehn sich da irgendwie so über die Hügelchen drüber …“

Der Kompaniechef scheint allerdings zufrieden und belohnt die Soldaten für ihren harten Realeinsatz mit einer Nacht in der Berghütte statt im Iglu. Dass der „Realeinsatz“ eher nicht in den bayrischen Alpen stattfindet und ein verdrehtes Knie da eher zu den kleineren Problemen gehören wird, klingt höchstens in Folge 1 an, wenn Hauptfeldwebel Johnny das Los der Gebirgsjäger beschreibt: „Entweder sauheiß wie in Afrika oder scheißekalt.“

In der letzten Folge zeigt sich Hauptfeldwebel Kay sehr stolz auf seine Truppe, es gibt auch noch eine kleine Schneeschlacht beim Warten auf die Gondel nach unten – Abstieg per Ski fällt dank Lawinengefahr aus –, die Soldaten freuen sich auf die Heimfahrt zum Wochenende und Maurice hat schon neue Zähne. Vorher muss noch „Nachbereitung“ gemacht werden, das bedeutet Waffen reinigen – damit sie im Ernstfall auch einsatzfähig sind. Wie eine Mini-Serie über sich quälende Menschen im Schnee für eine Karriere bei der Bundeswehr begeistern soll, wird wohl Geheimnis derselbigen bleiben. Die Landschaftsaufnahmen waren schön.

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"Überlebenskampf im Schnee", UZ vom 29. März 2018



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