Unter der Führung Walter Ulbrichts wurde auch systematisch nach Wegen gesucht, die sozialistische Planwirtschaft auf ein festes wissenschaftliches Fundament zu stellen, um seine prinzipielle Überlegenheit über das kapitalistische Wirtschaftssystem zu einer faktischen Überlegenheit werden zu lassen. Er verlangte und setzte durch, dass die Fachleute der DDR sich mit dem jeweiligen wissenschaftlich-technischen Höchststand in der Welt vertraut machten und Vorschläge erarbeiteten, wie in den sozialistischen Ländern und insbesondere in der DDR der Rückstand zu diesem höchsten Niveau aufgeholt werden könne. „Überholen, ohne einzuholen“, eine Aussage Walter Ulbrichts zunächst 1957 und später in den Sechzigerjahren. Eine Aussage, die oft zitiert, aber kaum verstanden wird. Es wird darüber gelacht, weil sie unlogisch erscheint.
Einholen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die sozialistische DDR auf keinen Fall auf das politische, ökonomische und kulturelle Niveau der kapitalistischen Bundesrepublik hinarbeiten darf, um auf diesem Stand mit dem imperialistischen System zu konkurrieren. Auf keinen Fall ein Zurück zum Kapitalismus, der den Krieg in sich trägt wie die Wolke den Regen, der gesetzmäßig zu Überproduktionskrisen führt. Man kann sich das bildhaft etwa so vorstellen, dass ein Auto das andere nicht überholt, sondern über es hinwegspringt. Es ging also darum, die Produktivkräfte in der DDR so weit zu entwickeln, dass sie denen der BRD überlegen waren, also sie zu überholen. Dazu bedurfte es, alle Anstrengungen zu unternehmen, die Arbeitsproduktivität zu steigern. Das heißt, mit weniger Mitteln, in kürzerer Zeit mehr Güter und Dienstleistungen herzustellen und zu erbringen. Deshalb förderte Walter Ulbricht die kybernetische Wissenschaft, das ist die Grundlagenwissenschaft der Informatik und schließlich die der wissenschaftlich-technischen Revolution.