Knapp eine Million Menschen aus der Ukraine sind im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen. Zwei Drittel von ihnen setzten sich in den ersten drei Monaten nach Eskalation des Kriegs in ihre Autos oder stiegen in den Zug und fuhren gen Westen. Zum Großteil sind es junge Frauen mit ihren Kindern.
In den Jahren von 2014 bis 2016, die mit dem Wort Flüchtlingskrise belegt wurden, kamen insgesamt 830.000 Menschen nach Deutschland. Sie kamen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. Sie waren teils Monate auf dem Weg aus Gebieten, die jahrelang vom Wertewesten mit Krieg überzogen worden sind. Viele von ihnen bestiegen für den letzten Abschnitt der Flucht ein Schlauchboot.
Die Geflüchteten aus der Ukraine wurden von August bis Oktober letzten Jahres befragt, die Ergebnisse der Studie jetzt vorgelegt. Und siehe da, Arbeitsagentur und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge konnten sich freuen und taten es auch: 17 Prozent der Befragten waren „erwerbstätig“. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist das zwar wenig. Der Anteil erwerbstätiger Flüchtlinge aus der Ukraine erhöhe sich aber bald, da viele erst Deutsch lernen müssten. In den nächsten Monaten könnten sie eine Beschäftigung aufnehmen. „Ukraine-Flüchtlinge entlasten Arbeitsmarkt“, meldet entsprechend das „ZDF“.
Ein näherer Blick in die Studie gibt Aufschlüsse. Fast drei Viertel der Geflüchteten haben einen Hochschulabschluss. In der Ukraine ist es die Hälfte der Bevölkerung. 37 Prozent gaben an, in der Ukraine Wissenschaftler gewesen zu sein, 22 Prozent Techniker und 16 Prozent Führungskräfte. Alle Zahlen übersteigen bei weitem den Durchschnitt der ukrainischen Bevölkerung. Arbeiter und Angestellte sind im Vergleich zu den Zahlen in der Ukraine unterrepräsentiert.
Diejenigen der Geflüchteten, die jetzt „unseren Arbeitsmarkt“ entlasten, machen einen beruflichen Abstieg durch. Zwei Drittel der Befragten haben in der Ukraine Experten- oder Spezialistentätigkeiten ausgeführt. Ein knappes Drittel übte Tätigkeiten aus, die eine Ausbildung erfordern. Immerhin konnten knappe 50 Prozent noch einen hochqualifizierten Job ergattern, jeder Fünfte muss sich aber mit einer Anlerntätigkeit zufrieden geben.
Drei Viertel der Ukrainerinnen leben in privaten Unterkünften. In Gemeinschaftsunterkünften, der nette Ausdruck für Flüchtlingsheim, sind 10 Prozent untergebracht. Und auch hier greift wieder die soziale Selektion: Geflüchtete mit niedrigem oder mittlerem Bildungsstand leben überdurchschnittlich oft in Gemeinschaftsunterkünften.
Während Ukrainer in ihrem Land für die Interessen des Imperialismus bluten dürfen und die deutsche Wirtschaft durch Vernichtung von Rüstungsgütern ankurbeln, sollen ihre Frauen die Probleme des deutschen Arbeitsmarkts lösen. In der Pflege wird das schon seit langem praktiziert, die Ausweitung auf alle Bereiche ist in vollem Gange. Früher nannte man das „Brain Drain“ – die schlausten Menschen armer Länder verleibt sich das Monopolkapital als billige Arbeitskräfte ein. Das spart die Kosten für die Ausbildung. Zudem spart sich das Monopolkapital inzwischen auch die Kosten für die Unterbringung – die Einheimischen sollen mal schön „Willkommenskultur“ praktizieren. Netter Nebeneffekt für die Heimatfront: Geflüchtete Ukrainerinnen im Alltag erinnern alle ständig daran, dass „wir“ gegen Putin gewinnen müssen. Viele dieser Ukrainerinnen demonstrieren dann auch noch fleißig für die Umsätze von Rheinmetall und Co.
Wer wollte bei so vielen Vorteilen noch an Frieden denken?