Anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag des Sieges über den Faschismus am 9. Mai präsentiert die russische Armee in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. In Moskau, auf dem Gelände des Parks des Sieges, stellt die russische Armee im Donbass erbeutetes Kriegsgerät aus. Unter den ausgestellten Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und Haubitzen befinden sich auch ein deutscher Leopard-Kampfpanzer und ein Marder-Schützenpanzer.
Ich habe mir die Ausstellung bereits am Tag ihres Aufbaus auf dem weitläufigen Platz vor dem Museum des Sieges angeschaut. Noch während des Aufbaus und vor der offiziellen Eröffnung ist die Ausstellung bereits ein Besuchermagnet. Viele Moskauer sind gekommen, um sich die erbeuteten Kriegstrophäen anzusehen. Zahlreiche Familien sind unter den Besuchern. Jungs im Grundschulalter beweisen ihren Eltern ihr Wissen und benennen, was sie sehen: „Schau mal Papa, da steht ein Bradley.“
Die Atmosphäre ist locker und entspannt, man kommt ins Gespräch. Ein Mann bittet mich, ein Foto zu machen. Er möchte mit dem Leopard im Hintergrund fotografiert werden. Mein Akzent verrät, woher ich komme. Einem kurzen Moment der Irritation schließt sich ein Gespräch über den Krieg an. „Ja, es ist alles sehr bedauerlich und mehr als das“, gebe ich ihm zur Antwort.
Ich verlasse die Ausstellung mit einem beklemmenden Gefühl. Deutsche Panzer kämpfen erneut gegen Russland. Ziel der Lieferung deutscher Panzer an die Ukraine ist, die Ukraine in den Stand zu versetzen, Russland eine militärische Niederlage beizubringen, um dem Land anschließend als Sieger die Bedingungen diktieren zu können. In Russland weiß man, was das bedeutet. Man kämpft erneut um das Überleben als souveräner Staat, gegen den westlichen Imperialismus und den wieder erstarkenden Faschismus.
Die deutsche Politik hat aus der eigenen Geschichte nichts gelernt. Deutschland ist zum Frieden unfähig. Mit diesen Gedanken fahre ich nach Hause.
Als die Ausstellung einige Tage später offiziell eröffnet wird, ist der Andrang noch größer. Russische Medien berichten, am Eingang sei eine Hinweistafel angebracht. Angehörige der in Moskau ansässigen westlichen Botschaften werden beim Einlass bevorzugt, ist dort zu lesen. Man bitte um Verständnis. Anscheinend ist das Ziel, das Gefühl der Beklemmung auch bei den offiziellen Vertretern westlicher Politik auszulösen. Ob das allerdings gelingt, daran habe ich große Zweifel.