Das neue Sturmgewehr der Bundeswehr soll von einer Firma im Besitz eines Rüstungskonglomerats aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gebaut werden. Die Firma C. G. Haenel stammt aus Suhl in Thüringen, einem Traditionsstandort deutscher Schusswaffenhersteller. Heute gehört Haenel dem emiratischen Unternehmen Caracal International. Die Suhler Waffenschmiede, die schon ein Scharfschützengewehr für Spezialkräfte der Bundeswehr baut, firmiert dort als „Caracal Germany“.
Dieser Suhler Waffenproduzent, C. G. Haenel, erhielt von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) den Zuschlag für die Herstellung von 120.000 Sturmgewehren für die Bundeswehr. Sie sollen die G36-Sturmgewehre von Mitbewerber Heckler & Koch ersetzen. Die „FAZ“ ist irritiert: „Ist es möglich, dass eine Thüringer Zwergmanufaktur das beste Sturmgewehr der Welt entwickelt? Denn ein schlechteres sollte man für unsere Soldatinnen und Soldaten nicht anschaffen.“
Doch keine Sorge. C. G. Haenel hat – mit Unterbrechung durch den ersten Friedensstaat auf deutschem Boden – mörderische Tradition. Die GmbH wurde 1840 in Suhl gegründet. Sie befasste sich mit Fahrrad- und Leichtmaschinenbau sowie mit der Fertigung von Gewehren. Das Unternehmen entwickelte nicht weniger als das Sturmgewehr 44 – „FAZ“: Für „manche Landser an der Ostfront eine innovative Erfindung“. Ab 1938 folgte in Stufen die automatische Waffe MP43. Bereits 1943 waren 10.000 Stück im sogenannten „Fronteinsatz“. Keine Frage, C. G. Haenel leistete seinen Beitrag zur Führung der faschistischen Raubkriege in den Jahren 1939 bis 1945.
Nach der Befreiung von Faschismus und Krieg wurde C. G. Haenel entsprechend der Beschlüsse der Alliierten aufgelöst und durch die sowjetische Besatzungsmacht enteignet. Seine Ausrüstung wurde demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion überführt. Später entsteht dort der VEB Ernst Thälmann – laut „FAZ“ „ein DDR-Betrieb, der Simson-Mopeds ebenso hergestellt hat wie Jagdgewehre für die schießwütige sozialistische Nomenklatura um Oberjäger Erich Honecker“.
Nach dem Ausverkauf Ostdeutschlands und der Pleite des VEB Ernst Thälmann geht es 2008, ausgestattet mit Haenel-Lizenz- und Markenrechten der historischen Gesellschaft, wieder los mit der Waffenproduktion. Im Januar letzten Jahres schließlich wurde bekannt, dass Haenel neben Heckler & Koch der verbliebene Anbieter in der Ausschreibung um die Nachfolgewaffe des Standardgewehrs G36 ist. Und nun der Zuschlag für Mordwerkzeug aus Suhl, der „Stadt des Friedens“.
Wieder auferstanden aus Demontage und Enteignung, werden die Traditionen in der Herstellung von modernsten Kriegswaffen, ihre Erfahrungen seit 1840, erneut genutzt und fortgesetzt. Solche Betriebe sind herzlich willkommen in der Bundesrepublik Deutschland 30 Jahre nach der Konterrevolution. Sie werden gebraucht für die nächsten Kriege von NATO und EU, für den nächsten Ritt nach Osten.