Erneuter Polizeimord in Minneapolis

Todesurteil Hautfarbe

Eric Brooks, People‘s World. Übersetzt und bearbeitet von Melina Deymann

Um 7 Uhr morgens Ortszeit am Donnerstag, 3. Februar, vollstreckte ein Einsatzkommando in Minneapolis einen Durchsuchungsbefehl und betrat die Wohnung, in der der 22-jährige Amir Locke auf einer Couch schlief. Wie die Aufnahmen der an den Uniformen der Beamten angebrachten Bodycams zeigen, schoss Officer Mark Hanneman innerhalb von neun Sekunden nach Betreten der Wohnung dreimal auf Locke. Locke war nicht das Ziel des Haftbefehls, der bei der Wohnungsdurchsuchung vollstreckt werden sollte, und befand sich im legalen Besitz einer Schusswaffe. Er wurde hingerichtet, ohne von der Couch aufzustehen oder den Anschein erweckt zu haben, vollständig aufgewacht zu sein.

In Berichten US-amerikanischer Medien wird immer wieder behauptet, dass die „SWAT-Team-Razzia“ im Bolero Flats Apartment Home, wo Locke auf der Couch eines Verwandten schlief, im Zusammenhang mit einer Mordermittlung stand. Dies ist für den Mord irrelevant, da Locke in dem Haftbefehl nicht genannt wurde. Die Polizei war nicht auf der Suche nach ihm.

Jetzt versucht die Polizei, Locke die Schuld in die Schuhe zu schieben, indem sie sagt, er sei ein „Verdächtiger“, ohne zu sagen, für welches Verbrechen. Ein „Verdächtiger“ zu sein, auf einer Couch zu schlafen und legal eine Waffe zu besitzen ist keine Rechtfertigung für einen kaltblütigen Polizeimord. Die Situation erinnert an ähnliche Hinrichtungen durch die Polizei wie die von George Floyd in Minneapolis und Breonna Taylor in Louisville, Kentucky, beide im Jahr 2020.

Der Polizeimord an schwarzen legalen Waffenträgern ist weit verbreitet. Im November 2018 erschoss die Polizei in Alabama zum Beispiel einen bewaffneten Schwarzen  – es war das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass die Polizei dies tat. In beiden Fällen gab die Polizei später zu, dass sie den Falschen getötet hatte. Außerdem tötete sie Männer, die ihr Leben riskierten, um andere zu retten. In einem Fall versuchte ein mit einer Pistole bewaffneter 21-jähriger schwarzer US-Armeeveteran, Unbeteiligte von einer Schlägerei fernzuhalten, als ein Polizeibeamter, der die Waffe sah, ihn erschoss und tötete. Am nächsten Tag gab die Polizei zu, „die falsche Person“ getötet zu haben – was bedeutet, dass es eine „richtige“ Person zum Töten gibt.

Die Nationale Allianz gegen rassistische und politische Unterdrückung sagt: „In erster Linie verlangt dieser historische Moment, dass Schwarze, Puertoricaner, Chicanos/Mexicanos und andere unterdrückte Gemeinschaften in den Vereinigten Staaten sich selbst historische neue Rechte und Macht geben. Unsere Gemeinschaften haben das Recht, frei von polizeilicher Tyrannei zu sein. Um dieses Recht zu verteidigen, müssen wir die Macht haben, die Polizei zu kontrollieren, anstatt von ihr kontrolliert zu werden. Das erfordert, dass wir direkt zivile Polizeirechenschaftsräte (CPACs) wählen, die unsere Rechte verteidigen, unabhängig von den politischen Herren, die heute die Polizei für ihre Zwecke benutzen.“ In einer von der African American Equality Commission der Kommunistischen Partei der USA herausgegebenen Erklärung heißt es: „Die müden Versuche, bestimmte Polizeimethoden zu kontrollieren, gehen an der grundlegenden Frage vorbei: Die Polizei agiert zu oft als Besatzungstruppe in schwarzen Gemeinden und ohne Rücksicht auf das Leben der Schwarzen, die zu schützen und ihnen zu dienen sie offiziell geschworen hat.“

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"Todesurteil Hautfarbe", UZ vom 18. Februar 2022



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